Samstag, 18. September 2010

Das Wort zum Sonntag

und das spricht für sich selbst:

Meine kleine Retro-Show

Es ist ja nicht so, als hätt ich nix zu tun: ich hab Stapel, die mich bis Neujahr oder Ostern 24/7 in Atem halten werden.
Aber heute brauchte ich dringend eine Sicherheitsnadel... ich möchte da nicht weiter drüber sprechen. Gefunden hab ich alles, was etwas größer war. Dabei brach dann plötzlich ein sehr heftiger Nostalgieschub aus, und der ist noch nicht vorbei. Ich fand dieses (Jg. 1984), funzt noch, und die tapes, die dabei lagen, ja, die auch.



Danach fand ich dann das, von noch früher:


und das hab ich live gesehen, möglicherweise das erste public viewing im JFK-Airport!
Darunter lagen diese zwei Hefte:





da sahen wir alle so aus:


und trugen sowas:



Die gabs damals schon in the US of A:



Das hier alles war NEW and HOT in den Siebzigern!



das auch! Das wollte JEDER!






Kennt Ihr die noch? O.J., Dolly Parton, Farrah Fawcett, etc...?



Hätte noch etwa ein Dutzend mehr, aber was ich nicht hab, ist die Zeit dafür. Vielleicht beim nächsten Nostalgie-Schub. So in dreißig Jahren etwa.
Ach, bis dahin ist das Internet überholt, oder tot. Und ich erst recht!
Bis dahin, liebe Nachwelt, habt Spaß.

Mittwoch, 1. September 2010

Eier von katholischen Nonnen

Normalerweise würde hier jetzt eine muntere kleine Besprechung des Films "Mary & Max" stehen. Aber es gibt schon so viele, und zum Inhalt könnte ich jetzt gar nichts Neues mehr beitragen.
Stattdessen geb ich gern ein paar Randnotizen, Textbröckchen, Bildchen, zum Besten, weil sie dem Film den kleinen Extrakick geben.
Dass es keinerlei Dialoge in dem Film gibt, dessen Darsteller alle aus Ton geformt sind, hat mich am Anfang etwas gestört, aber an den Moderator hatte ich mich schnell gewöhnt. Allerdings wünschte ich mir, ich hätte die Originalversion gesehen, weil ich nur zu gern die Stimmen von Philip Seymour Hoffmann und Toni Colette gehört hätte, wie sie die Briefe vorlasen.
Denn so wird die Geschichte transportiert: durch das Verlesen von Briefen, gleichzeitig von den Knetfigürchen bespielt.
"Mary & Max", die ungleichen und doch so ähnlichen Brieffreunde – sie – jung - in Australien, er – alt - in New York – erzählen und tauschen aus, was ihnen so Alltägliches und Außergewöhnliches passiert. Sie plätschert ganz harmlos dahin, diese Korrespondenz, und dann entdecke ich immer wieder liebevolle kleine Seitenhiebe, Original-Quotes, Hinweise auf Schauspieler, Regisseure und Schnipsel aus dem wirklichen und echten Filmschaffen.
Die Knetmasse macht es möglich, die unverkennbaren Züge der Gesichter von Woody Allen, Alfred Hitchcock und John Travolta in Nebenfiguren zu karrikieren.
Szenen, die mir vom „richtigen“ Kino in Erinnerung blieben, hier seh ich sie wieder: die Fotowand aus „One Hour Photo“ besteht hier nun aus Briefen, die Mary an Max schickte... kurz eingeblendet: „Katz Delicatessen“... ein bisschen „Stadtneurotiker“-Feeling.... ein bisschen „Peanuts“-Feeling. Und als später Marys hübscher Ehemann Damien mit der Schmachtlocke sich in einen Schäfer auf Neuseeland verliebt und sie verlässt, da weiß ich doch: „Brokeback Mountain“ lässt grüßen.
Max und Mary stellen und beantworten gewissenhaft alle Fragen, und ich bin gar nicht überrascht, als Max eine Erklärung bereit hat für Marys Anliegen: „Wo kommen die Babys wirklich her, meine Mama sagt, sie steigen aus Biergläsern auf“ da antwortet er: „ In Amerika werden die Babys nicht in Cola-Dosen gefunden. Ich hab meine Mutter mal gefragt, als ich vier war, und sie sagte, Babys schlüpfen aus Eiern, die von Rabbis gelegt werden. Wenn du nicht jüdisch bist, werden sie von katholischen Nonnen gelegt. Wenn du Atheist bist, von dreckigen, einsamen Prostituierten.“
Mary fragt auch Sachen wie: „Schrumpfen Schafe wenn es regnet? – Bekommen Gänse auch Gänsehaut? Kann ein Fisch unter Wasser rauchen?“ Und Max weiß: „Fische rauchen nicht unter Wasser, denn sie haben gar keine Taschen für die Feuerzeuge“. So isses doch.
Als passionierte Worterfinderin, die ich bin, ist Max bei mir genau richtig mit Kreationen wie „confuzzled“ denn es merkt doch wohl jeder, dass er „confused“ und „puzzled“ endlich vereint hat, und „snow“ und „dirt“ konnte er kaum besser einschmelzen als auf „snirt“ .
Und dann hat mir noch gefallen, dass diese Figuren nicht niedlich sind, nicht überschön. Ihre Hässlichkeit gehört zum Thema, ist Thema. Und die Hässlichkeit der Habitate ebenfalls. Mary und Max sind unter all den Katastrophen doch irgendwie innen schön.
Ach ja, es ist gar kein Kinderfilm, wie ich dachte, als ich noch etwas zögerlich das „Cinenova“ in Köln-Ehrenfeld betrat. Geht ruhig hin, unterhaltsame 92 Minuten.
Vom Inhalt wollte ich nichts erzählen, und vom Ende erst recht nicht. Ein Schlusswort hab ich dann doch, es stammt vom Stein auf dem Grab von Marys Mutter, der Säuferin Vera:
„Always merry
killed by Sherry“