Samstag, 31. Dezember 2011

Auf ein Neues

In zwölf Stunden willst du starten.
Manche könnens kaum erwarten,
Wünschen Glück, Erfolg und Liebe,
Wie jedes Jahr, was für die Triebe.
Ich wünsch mal nix, ich warte leise,
Dein Plan folgt deiner eignen Weise.
Es wird so sein wie jedes Jahr:
Freude, Schrecken und ein paar
seltne Glücksminuten auch,
Schmetterlingenflug im Bauch.
Und (nicht melancholisch werden):
Fried auf Erden.

Dienstag, 1. November 2011

The Ward

ein Gruselschockerchen hier zu lesen:

href="http://www.revierpassagen.de/5618/john-carpenters-the-ward-ein-november-gruselchen/20111101_1719"

Samstag, 22. Oktober 2011

What a Man - Matthias Schweighöfer - Kassen lügen nicht

Also Kinokassen. We have a winner. Über eine Million Zuschauer. Das hat bei deutschen Filmen Seltenheitswert.
Aber von vorn: Da war es wieder, dieses (kalendarische Sommer)-Loch. Das ist für Kinofreunde besonders dann unerfreulich, wenn man wegen des Regens gern öfter mal ein paar Stunden im Kino verbringt. Es gab aber außer „Midnight in Paris“ rein gar nix, was ich hätte loben können. Alles andere was es zu loben gab, habe ich schon abgearbeitet und ist inzwischen auch Oscar bestückt.
Da war der verregnete Juli, und da hab ich mich quasi geopfert und „What a Man“ angeschaut. Man, oh man!
Nun ist ja Herr Schweighöfer ein veritabler Schauspieler, der mir unter anderem als Marcel Reich-Ranicki in „Mein Leben“ gut gefiel. Und auch sonst so schon.
Jetzt hat er sich der im deutschen Film nicht als Königsdisziplin berühmten Sparte Komödie angenommen. Kann man machen, müsste man aber nicht. Außer man heißt Woody Allen. Oder Loriot.
Aber ich will gar keine Vergleiche zu anderen Regisseuren heranziehen. Das wär vielleicht nicht fair. Schweighöfer fängt grad erst mit der Regie an. Aber was hat er sich nur dabei gedacht? Vermutlich nichts. In einem Interview fürs TV hörte ich ihn sinngemäß so in etwa plappern: „Da ham wir uns hingesetzt und die Story im hoppigaloppi zusammengeschmissen“ . Check. Hoppigaloppi. Zusammengeschmissen.
Alex (Matthias Schweighöfer) und Carolin (Mavie Hörbiger) sind ein Paar. Lehrer Alex ist das, was ich gern mal mitleidig als milque toast bezeichne. Ein beta bis delta Männchen. Was Wunder, dass das schnieke Model Carolin, blond bubikopfig gestyled, sich einen Anderen an Land zieht und das Milchbrötchen Alex muss ausziehen. Der flüchtet zu seiner WirSindGuteFreunde-Freundin Nele (Sibel Kekilli). Nele ist so ein in-Name jetzt, Neles sind immer prima Kumpels, total anständig, lieb und verständnisvoll, wenn auch ein bisschen verrückt. Verrückt mögen wir, denn wenn man verrückt ist, dann ist man auf jeden Fall kein Spießer. Und schließlich will Nele nach China, um dort Tiere zu schützen, Pinguine, wenn ich nicht irre, und außerdem um sich selbst in die schützenden Arme ihres französischen Freundes Etienne zu werfen. Das ist doch überhaupt nicht spießig, oder?
Sobald man den Überblick über die Aufstellung hat, weiß man auch schon, wie das weiter geht, und wo das hinführt. Das ist die Konstellation, aus der man die lustigsten Beziehungskomödien stricken kann. Vorausgesetzt, der Regisseur und der Autor können gut stricken. Hier wurde gestickt, bestenfalls gehäkelt. Dialoge, die ich hätte mitsprechen können, so voraussehbar waren sie. Ein paar Schenkelklopfer, ein paar Stammtischplattitüden zum Thema, kein Klischee, das nicht bedient wurde; man kennt das ja. Gut, ich hab da tatsächlich einige Male spontan mitgelacht, weil manche Witze auch zum 30sten Mal komisch sind. Aber sonst? Alles so, wie man ahnt. Viel abgedroschene Kalenderweisheiten. Vom Sexunfall bis zum letzten Gehechel zum Flughafen und dem beinahe und huch und ja doch und na sowas, etc pp.
Am besten von allen Darstellern hat mir Elyas M’Barek als Alex’ bester Freund Okke, Fachberater in Sachen Beziehungen, Sex, et al gefallen. M’Barek war mir schon in der TV-Serie „Türkisch für Anfänger“ sehr angenehm aufgefallen. Da kommt hoffentlich mehr.
Sibel Kekilli war mir ein bisschen fremd als die Pinguinaffine Tierschützerin und Strickliesel Nele. Aber das ist meine Schuld, ich hab sie noch so fest in meinem Hirn aus „Gegen die Wand“. Da muss sie einfach mal raus, dann kann ich sie bestimmt unvoreingenommener ansehen.
Fazit: Diese Komödie ist nicht die Krone des deutschen Humors, aber so grottenschlecht ist sie auch nicht. Als Schweighöfers Regie-Erstling etwas enttäuschend. Da hab ich mehr erwartet, aber das ist allein meine Schuld.
Harmloses, leichtes Sommerkino. Also DVD kaufen, Pantoffeln an, Chipstüte, Bier. Feddisch.

Freitag, 21. Oktober 2011

Chovwe Inisiagho-Ogbe - My Cherished Verses

Gestern Abend, als ich zusammen mit einer zusammengewürfelten Runde von Kleinkünstlern bei "KalkerKunstrasen" auf einer kleinen Bühne unser Lustigstes oder Lyrischstes, unser Musikalischstes oder Literarischstes vor- und aufführte, trat auch eine nigerianische Künstlerin auf (oder hätte ich sagen sollen: eine Deutsche mit nigerianischem Migrationshintergrund?). Leider gibts kein Mikro für den verhältnismäßig kleinen Saal, und wer sein Tonvolumen nicht to the max aufdreht, wird nicht immer gehört, jedenfalls nicht vollständig.
Das ist schade, denn Chovwe Inisiagho-Ogbe hätte man bestimmmt gern länger zugehört. Sie las uns zwei kurze Gedichte in Englisch vor, und lieferte höflicherweise gleich eine deutsche Übersetzung mit. Eines davon hier:

WATERS OF COLOGNE
Waters of Cologne,
Bathe me clean of my dirt,
You sparkle as you flow
In slow but steady currents.
You rarely get angry.
Peace is your mission,
Beauty is your gift,
Flaunting your fragrance
Of Eau de Cologne.


Was sie nicht gelesen hat, und was ich auch gern gehört hätte ist dieses:

LETTER TO MERKEL
Dear Angela Merkel,
I am an African
Doing my bit.
I have followed you faithfully,
Learnt my Deutsch well,
Excelled in the Einbürgerung
To make me a German.
Done one Ausbildung.
That means I retrained.
I have gone this far,
But it did not pay off!

Es sind viele schöne Gedichte in diesem kleinen Buch. Über ihre Heimat, über die Kämpfe, die Opfer, den Stolz und die Schönheit des afrikanischen Kontinents. Es sind kurze Gedichte in einer schönen, verständlichen Sprache.

Man kann das Buch bei Amazon bestellen.
Ich habs vorhin gekauft als eBook.
Es lohnt sich.

Hundert weniger sieben

Aus Gründen, wie man so sagt, hab ich mich gestern einem Demenztest unterzogen. Im Anschluss an meine jährliche Ganzkörper-Inspektion schien mir das eine logische Entscheidung. Man wird nicht jünger. Nieren, Leber, das ganze Gekröse und das Herz in bester Verfassung, sagt meine neue Ärztin. Das natürlich immer mit dem nun schon Standard-Zusatz: „Für Ihr Alter“ . Dieses Alter liegt inzwischen leicht jenseits dieser berühmten „besten Jahre“. Und weil ich so oft Namen, Buch- und Filmtitel vergesse, weil ich so oft von einem Zimmer ins andere geh, und dann nicht mehr weiß, was ich da will, dacht ich, es wird Zeit, das mal untersuchen zu lassen.
Dr. Menzel, der Testarzt, ist erst mal verwundert, dass ich mit diesem Ansinnen an ihn herantrete, denn als er mich rein ruft, tippe ich grad eine SMS in mein Smartphone. „Ach,“ sagt er „das ist doch toll, dass Sie das noch können!“ Da fühl ich mich gleich besser. Das heißt ja wohl, dass man die Handhabung elektronischen Zauberwerkzeugs „in meinem Alter“ nicht unbedingt erwartet.
Er groß, blond, jung; ich klein, blond... nicht jung. Er mit Brille, ich mit Brille. Aber er hat promoviert. Und sein blond ist echter als meins.
Er blättert in einem umfangreichen Faltblatt, das grob geschätzt an die 20 Seiten Text enthält und erklärt er mir die Vorgehensweise.
Es klingt simpel genug.
Als Erstes bittet er mich, drei Begriffe nachzusprechen. Gebündelt, nicht einzeln, das wäre ja auch zu einfach.
„Auto – Blume – Kerze“
„Auto – Blume – Kerze“
„Sehr schön, bitte noch mal.“
„Auto – Blume – Kerze“
„Wunderbar“ sagt Dr. Menzel.
Ich bin stolz. Die erste Hürde ist geschafft. Ich kann mir drei Wörter merken.
Weiter zum nächsten Punkt: Zahlen! Meine Königsdisziplin.
„Ziehen Sie von der Zahl 100 jeweils die Sieben ab. Also: Einhundert weniger 7...?“
„93“
Er lächelt aufmunternd: „Weiter?“
„Ähm... 7 nee, 86...?“
„Schön... und?“
„Wie, und? Ich dachte, weniger?“
„Jaja, weniger, minus, abziehen“ klingt das schon genervt?
Nachdenken! Heimlich visualisiere ich meine Finger. Ich hab’s:
„97 nein! 79“
Er lächelt wieder. Lächeln heißt richtig geraten. Ich schaffe dann noch zwei, etwas mühsam, aber ohne Zahlendreher, und er ist zufrieden. Er hat meine Zählfinger unter dem Tisch nicht gesehen.
„Welchen Wochentag haben wir heute?“
„Mittwoch...“
Datum, Monat, Jahr - Stadt, Land, Fluss... pillepalle – null problemo.
„Welche Jahreszeit?“
„Herbst!“
Er lächelt, er zieht die Augenbrauen hoch: „Na???“
„Doch, Herbst!“
Will er mich verunsichern?
„Ehm... ja, nee, Moment... wann fängt denn der Herbst an?“
„Am 23. September ... steht das nicht im Blatt?“
„Nein, nein, im Blatt stehen doch keine Antworten! Also, wie war das mit dem Herbst?“
Vielleicht ist er dement?
„Fing am 23. September an - wir sind mittendrin im Herbst, das weiß ich nun ganz genau.“
„Mhh, ach ja, stimmt ja, hahaha. So, Erinnerungsfähigkeit... welche drei Begriffe haben Sie sich eben gemerkt?“
„Auto – Blume – Kerze. Kerze – Blume – Auto... aber fragen Sie mich besser nicht noch mal in einer Stunde...“
„Haha, so lang wird der gesamte Test gar nicht dauern.“
Er blättert auf die nächste Seite und zeigt mir eine fett gedruckte Überschrift, darunter ein kleine Grafik. Es sind zwei geometrische Figuren, die eine Schnittmenge haben. Irgendwas mit –gon, ein Penta oder Octa oder Epi, ich weiß nie, wie die Biester heißen, mehr Seiten als ein Viereck, das seh ich gleich, aber so schnell kann ich nicht zählen. Erinnert mich an die schlimmsten Jahre in der Schule. Geometrie!
„Lesen Sie diesen Satz“ sagt er und hält mir das Blatt vor die Nase:
„Schließen Sie beide Augen“ lese ich vor.
„Machen Sie das“, sagt er. Ich schließe die Augen.
„Öffnen Sie die Augen wieder und zeichnen Sie die Abbildung nach“ sagt er und reicht mir einen Stift. So ein Kasperle-Theater. Ich krakele so flott ich kann, all die Seiten von diesen –gonen, an die ich mich erinnere.
„Jetzt schreiben Sie einen Satz in die Zeile darunter, irgendeinen Satz, was Ihnen grad in den Kopf kommt.“
Ich würde gerne schreiben: „Ich fühle mich verarscht“, bewahre aber Contenance und schreibe einfallslos: „Ich sehe zwei überlappende geometrische Figuren, an deren korrekte Bezeichnung ich mich nicht erinnere.“
Er liest und sagt: „Das ist eher.... hmmm... ungewöhnlich. Die meisten Frauen in Ihrem Alter (das schon wieder) schreiben, was sie am Mittag kochen wollen... hahaha.“ Er will sich ausschütten vor Lachen. Na, freut mich doch, wenn ich ihn damit bespaßen kann.
Oder macht er sich über mich lustig, und ich merk’s gar nicht?
Jetzt einige Fragen zum Alltag und meinen praktischen Fähigkeiten. Alles im grasgrünen Bereich: Einkaufen, Kochen, Putzen. Bei Putzen nicke ich auch eifrig. Er will ja nur wissen, ob ich es kann, nicht, ob ich es mache. Weiter mit Kontinenz: die Entsorgungsorgane etc. jaja, auch alles unter Kontrolle, danke der Nachfrage.
„Jetzt kommt der up-and-go Test. Setzen Sie sich auf den Hocker an der Wand. Dann stehen Sie auf, gehen zum Fenster, berühren die Scheibe und gehen wieder zurück, und hinsetzen.“
Ich frage mich, ob es hier um Schnelligkeit geht oder eher um Treffsicherheit bei der Scheibenberührung, oder dass ich das Fenster überhaupt finde. Jedenfalls spring ich auf wie ein angeschossenes Reh, und in 10 Sekunden bin ich hin und zurück, stolz auf meine Behändigkeit und blicke ihn erwartungsvoll an.
„Ja, klappt ja prima. Das war’s dann...“
“Wie jetzt, das war’s dann... mehr ist da nicht?“
„Nein, das war’s.“
„Ich weiß aber inzwischen nur noch Blume und Kerze...“
„Haha, das macht nichts, das ist normal...“
„Ich hatte mehr erwartet, intensiver, mehr in die Tiefe, detaillierter, anspruchsvoller.“ „Aber nein,“ beruhigt er mich, „zu mehr besteht kein Anlass.“
Ich berichte ihm daraufhin noch von meinen Wortfindungsstörungen, und dass ich immer Straßennamen oder Orte vergesse. Er winkt ab, auch das wäre normal, sagt er. Ich beschreibe eine typische Situation, wenn mir von jetzt auf gleich ein Wort, eine Idee, ein Gedankenblitz aus meinem Hirn abhanden kommt.
Weg - futschikato.
„Nein, nein", beruhigt er mich, "sorgen Sie sich nicht, das passiert allen, auch viel Jüngeren“, das ist tröstlich, glaub ich.
„Wenn das so ist, kann ich ja auch ab und zu einen Test im Internet machen, oder in der „Brigitte“.
„Ja, wir gehen mit diesem Test hier nicht so in die Tiefe, wissen Sie, aber Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Sie sind Lichtjahre davon entfernt, dement zu werden.“
Na denn.
Aber - hab ich denn noch Lichtjahre?

Sonntag, 26. Juni 2011

Fremdgeherei

Hier hab ich seit über einem Monat nix geschrieben. Und nicht nur hier nicht. Es mangelt grad etwas an der Zeit. So eine Filmbesprechung schreibt sich eben nicht so schnell wie sich ein Film kuckt.

Nun hat mich ein ehemaliger Mitstreiter von "Westropolis"(das leider einging) angestupst, und ich werde auf seinem neuen Kulturblog "Kultur und mehr im Ruhrgebiet" ab und zu meinen Kinosenf abladen.
In meinem Fall wurde auch der Bereich "Ruhrgebiet" recht großzügig abgesteckt. Aber schließlich ist die Sparte "Kino" gebietsübergreifend... passt scho, hoff ich.
Und vielleicht schaff ich es ja mal zum "Ruhri h.c.". Würde sich besser anfühlen als "Immi"

Aktuell gibts dort meine Beiträge zu "Source Code" und, ganz neu heute, auch zu "Tree of Life".
Hin und wieder werde ich auch hier wieder meine schlauen Kommentare abgeben, aber in Abständen halt.
Bis denne...

Freitag, 20. Mai 2011

Limitless – Ohne Limit

So was wünschen wir uns doch bestimmt alle: eine Pille, die superschlau macht, die ganzen 100% der Hirnmasse ausnahmslos positiv aktiviert, und die keine schädlichen Nebenwirkungen hat: NZT heißt die in dem Film, und Ed Morra (Bradley Cooper) ist der Glückliche - und der Einzige – der Zugriff darauf hat.
Lindy (Abby Cornish), in Lohn und Brot, hat es als Freundin von Ed, einem Schlunz mit Schreibblockade, nicht leicht. Der Schmock, der nix gebacken kriegt, der ständig beteuert, dass sein Buch – für das er schon einen Vorschuss verpulvert hat – so gut wie fertig ist. Dabei hat er noch nicht mal das virtuelle Blatt in die Maschine gespannt. Lindy hat das Rumgeeiere satt und trennt sich von ihm. So einen kann sie in ihrem aufgeräumten Leben nicht brauchen.
Aber dann trifft Ed zufällig seinen früheren Schwager Vernon (Johnny Whitworth), der inzwischen Pharmazie-Vertreter und im Besitz der Wunderpille NZT ist. Er lässt Ed mal kosten. Den haut es aus den Latschen, denn plötzlich blickt er nicht nur voll durch, sondern auch alles, was er je gesehen, gelesen und gehört hat, ist präsent als würd’s grad geschehen. Im Nullkommanix schreibt er innerhalb weniger Tage das viel besungene Buch, und das Beste: er weiß sofort, ohne nachdenken zu müssen, für alles eine Lösung, an was es der Welt um ihn herum so gebricht. Er hat Blut geleckt, er will mehr. Er kriegt mehr. Fortan ist er der King, wächst, blüht und gedeiht als Börsenguru und wird schwerst reich. Jetzt kommt der von mir sehr verehrte Herr de Niro als Carl van Loon ins Spiel. Er gibt den eleganten und höchst legitimen Finanzhai, aber in der ihm eigenen Gangstermanier, auf die er jetzt offenbar abonniert ist. Natürlich ist der nicht umsonst Hai, der sieht schon, dass Eddie ihm nützlich sein kann.
Als van Loon Eddie fragt: „What’s your secret?“ antwortet Eddie lakonisch: „Medication“. Medizin.
Das schöne Leben in Reichtum und Comfort könnte so weiter gehen, bis an ihr selig Ende, wenn da nicht Bösewichte wären (natch), die auch hinter der Droge her sind. Das Böseste, was Hollywood derzeit zu bieten hat, sind ganz fiese Russen. So fies, dass sie Ganzkörpergänsehaut verschaffen, wenn sie so mit Skalpellen und anderem Schnitzwerkzeug rumfuchteln.
Irgendwann stellte sich mir ganz leise die Frage nach der Moral, nach dem Motiv, nach der Message. War da ein bisschen Faust’sche Seelenverkäuferei im Spiel? Oder „make drugs legal“? Wenn’s denn schlau macht und keinem schadet, keine Nebenwirkungen hat? Aber nein, sie macht zwar schlau, die Wunderpille, produziert „total recall“ aber genügt das? Wäre es nicht schön, wenn sie auch die Intelligenz als solche befruchtete, das Talent, zu argumentieren, abzuwägen, ach was, die Welt zu retten, wenn wir schon mal dabei sind? Aber gut, das wurde im Film nicht thematisiert, und das wäre auch zu weit gegangen. Ist schließlich ein „was wäre wenn“-Film, ein bisschen Science Fiction, Action, Märchen und ganz viele Special Effects, die vermitteln, was Eddie sieht, erlebt, fühlt, wenn er eine frische Pille eingeworfen hat.
Irgendwann ist sein Vorrat alle, und die Neubeschaffung sowie die Jagd der Bösen auf die heiße Ware, machen das Kernstück des Films aus.
Den Schauspieler Bradley Cooper hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm. Er ist in Deutschland vermutlich durch die Serie „Nip/Tuck“ bekannt und am leichtesten an seinen knallhellblauen Augen (die ich „Glasaugen“ nenne) zu erkennen. Er macht den Eddie ordentlich, aber vom Hocker hat’s mich nicht gerissen. Abbie Cornish ist eine junge australische Schauspielerin, die hierzulande noch kaum bekannt ist. Sie erinnert optisch stark an die frühe Nicole Kidman. Ihre Rolle war zu klein, um irgendwelche besonderen Qualitäten entdecken zu können.
Robert de Niro als Finanzmogul Carl van Loon hat ebenfalls nur eine Nebenrolle, aus der er leider nicht genug macht. Da fehlte mir etwas Diabolik.
Unterm Strich 105 spannendes und unterhaltsames Entertainment, aber auch nicht mehr.

Sonntag, 15. Mai 2011

Mein Engel, ich fliege

"Mon ange, ach, mein Englein
wohin fliegst du so schnell?
Ich hol' dich nicht ein,
schweb' mal auf der Stell'..."

"Das geht nicht, mein Liebchen,
du weißt, wie das ist:
Wer rastet, der rostet.
Bleib' nie, wo du bist!"

"Ich fliege, mein Englein,
ich dreh' mich im Kreis,
ich jag' durch die Wolken
mir ist schon ganz heiß!"

"Wolke Sieben, mein Liebchen,
ist nächstes Jahr frei,
da treffen wir uns,
nachmittags um drei."

"Ach Englein, ich weiß nicht!
Ob das so schnell geht?
Na, ich flieg' schonmal los,
sonst komm ich zu spät"

Leah Herz

Donnerstag, 14. April 2011

The Mechanic

Dieses Schlag-mich-tot – Genre liegt mir einfach nicht. Da ruft ein mächtiger und zahlungskräftiger Strippenzieher einen Berufskiller an und sagt so was in der Art von „Der muss weg“. Dann nimmt der Berufskiller die Knete und murkst den, der weg muss, ab. Der Bonze lehnt sich zurück, er hat die Schmutzarbeit delegiert. So wird das gemacht auf den Chef-Etagen.
Der Berufskiller Arthur Bishop (Jason Statham) hinterlässt keine Spuren. Er ist kein abgestumpfter Depp mit harten Fäusten, Messern und Knarre, ohne Hirn. Er ist intelligent, plant sorgfältig und genießt die schönen Dinge des Lebens, wenn er nicht grad Menschen umbringt. Er ist ein Ästhet. Er sitzt in seiner kühl-eleganten Wohnung und grübelt vor sich hin. Optisch erinnert er an den jungen Bruce Willis und auch an einen dieser hard-bodies aus „Prison Break“. Kantig mit gestählten Muskeln und hartem Kinn. Emotionen sind vordergründig schwer zu erkennen. Außer vielleicht die blinde Wut und der Hass bei dem jungen Eleven Steve.

Es ist die Neuauflage des Films von 1972 - an den ich mich nicht erinnere - mit dem versteinerten Narbengesicht Charles Bronson. Remakes sind natürlich moderner, technisch up-to-date und meistens brutaler, effektvoller und rasanter. Mehr Rasanz heißt nicht unbedingt mehr Qualität. Ich mag ja lineare Handlungsstränge, oder zumindest solche, denen ich in Sekundenschnelle folgen kann, ohne lange nachdenken zu müssen, wer wer ist, und was wer will, und warum. Das Warum versuppte lange Zeit im Nebel meiner strapazierten Hirnwindungen.
Profikiller Arthur ist der Mechaniker. Er genießt den Ruf, seine Aufträge schnell, diskret und effektiv zu erledigen. Er empfängt seine Aufträge per Wegwerfhandy, das er mit elegantem Schwung im nächsten Müllcontainer entsorgt, plant umständliche Szenarien, die seine Spuren neutralisieren.
Als er von einem Auftraggeber verpflichtet wird, seinen langjährigen Mentor und Freund Harry (Donald Sutherland) zu töten, der die Firma hintergangen haben soll, tut er seinen Job. Er hinterfragt nichts. Job ist Job. Er inszeniert seinen perfekten Abgang, und ist später als Trauergast bei Harrys Beerdigung zu sehen.
Hier trifft Bishop auf Steve (Ben Foster), Harrys Sohn, der bei ihm „in die Lehre“ gehen will. Bishop lässt sich darauf ein. Es kann nicht schaden, einen Helfer in der Rückhand zu haben, wenn’s mal brenzlig wird. Bishop ist schließlich nicht mehr ganz taufrisch. Steve will den Tod seines Vaters rächen. Er glaubt, dass eine Bande von car-jackern dahinter steckt. Steve ist ein Hitzkopf. Er hört sich zwar Bishops detaillierte Anweisungen an, aber gleich bei seinem ersten Job verwirft er die, und glaubt, er kommt schneller zum Ziel, wenn er das Opfer einfach sofort und ohne Umschweife totschlägt. Was allerdings nicht so klappt, wie er sich vorgestellt hat. Manches klappt nicht so, wie Steve sich das vorstellt. Und Manches klappt nicht so, wie Bishop sich das vorstellt.
Als Steve endlich, und durch Zufall, dahinter kommt, dass Bishop seinen Vater gekillt hat, will er ihn umbringen. Der show-down ist hitzköpfig und spontan, cool und überlegt. Und einer ist überlegen.

Alles, was wir geben mussten (Never let me go)

Alles, was die Schulkinder der englischen Boarding School geben mussten, war ihr Leben.
Darum geht es ja immer, das Leben endet mit dem Tod.
Die Kinder sind Klons, sie wissen es, und sie wissen es nicht anders. Sie haben es verinnerlicht. Aber die Frage ist, haben sie eine Seele? Über diese Frage wurden sie junge Erwachsene, und über die Antwort entscheidet sich ihr Schicksal.
Mehr will ich über diesen wunderbaren Film nicht erzählen. Manch Einer wird ihn in den Bereich der Science Fiction einordnen, und das vielleicht nicht mal zu Unrecht. Oder doch?
Sollten wir inzwischen nicht glauben, dass alles möglich ist? Haben die Forscher und Wissenschaftler denn bei Dolly, dem Schaf, aufgehört? Möglichkeiten gibt es so viele. Wird nicht immer noch mit Kryo Konservierung experimentiert? Und was, wenn das in nicht zu ferner Zukunft ein ganz normaler Teil des täglichen Lebens sein wird, das Klonen, das Einfrieren, das Transplantieren von Köpfen und Hirnen... und Seelen?
Die Schauspieler, Carey Mulilgan, Andrew Garfield, Keira Knightley sind ausgezeichnet ausgewählt, und in einer Nebenrolle sieht man Charlotte Rampling, die wunderschön altert. Der Soundtrack malt Stimmungen ohne ein einziges Mal kitschig zu sein.
Die Geschichte ging mir an die Nieren, und am Schluss hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Und trotzdem würde ich mir den Film noch mal ansehen. Oder gerade deshalb.

Ab heute in vielen Kinos. Hingehen, anschauen.

Samstag, 19. März 2011

In a better world (In einer besseren Welt)

Der Film wurde dieses Jahr mit einem Oscar für den besten fremdsprachlichen Film bedacht. Eine Kategorie, die in den USA keine Sau interessiert, und deshalb vermute ich jetzt mal vorwitzig, dass die Jury einfach Susanne Bier, die Regisseurin - quasi posthum zu Lebzeiten - genommen haben, weil sie auch schon vorher sehr gute, wenn nicht sogar bessere Filme gemacht hatte.
Zu meinem Bedauern macht sie leider keine Dogme-Filme mehr. Wahrscheinlich gab es einfach zu viele Einschränkungen, die sie nicht alle befolgen wollte. Oder konnte. Ihr Film „Nach der Hochzeit“ (in dem ich mich spontan in Mads Mikkelsen verliebte), war sehr viel besser. Ein Dogme-Film. In dem wird sogar ihr Name im Vor- und Abspann erwähnt, aber das war, soweit ich mich erinnere, das einzige, was nicht den Dogme-Richtlinien entsprach. Nein, ich will jetzt hier nicht wortreich dieser Kunstrichtung nachweinen. Es war ein schönes Experiment, das Lars van Trier und Thomas Vinterberg da ins Leben gerufen hatten. 2005, zehn Jahre nach der Einführung, überließen die Initiatoren es dann den Produzenten, ob und in welchem Maße sie sich weiterhin an die Richtlinien halten wollen.
„In a better world“ (Original „Haevnen“) behandelt Biers favorisierte Themen: Schuld, Rache, Sühne, Vergebung in familiären Beziehungen. Der alleinerziehende Vater Claus zieht nach dem Krebstod seiner Frau mit seinem Sohn Christian zurück nach Dänemark. Der freundet sich schnell mit Elias an, der in der Schule gemobbt wird. Elias’ Mutter, Marianne, ist Ärztin im Krankenhaus, sein Vater, Anton, ist abwechselnd bei der Familie in Dänemark und als Arzt in Darfurs Flüchtlingslagern.
Während Christian daheim einen von Elias’ schlimmsten Peinigern zusammenschlägt, steht Anton im Behelfskrankenhaus eines Lagers in Darfur vor der Entscheidung, einen mordenden Rebellenanführer entweder zu retten oder verrecken zu lassen. Gleiches mit Gleichem vergelten oder die andere Wange hinhalten. Auge um Auge, Zahn um Zahn oder Hüter des hippokratischen Eids sein, Hüter der Moral?
Christian, voller Trauer über den Verlust seiner Mutter, und voller Wut auf seinen Vater, dem er die Schuld an ihrem Tod gibt, arbeitet seinen Frust auf seine Weise ab. Er wird zum Rächer für die, die sich nicht wehren, die ihre andere Wange hinhalten. Seinem Vater gelingt es nicht, ihm den Tod seiner Mutter so zu erklären, dass er ihn akzeptieren kann. Seine Rage bohrt sich tiefer und tiefer, frisst ihn auf. Zusammen mit Elias, den er zum Mitmachen manipuliert, heckt er einen Plan aus: die ultimative Rache, Bestrafung, das Auge um das Auge. Es geht nicht gut aus.
Der Film handelt von dysfunktionalen Familien, von fehlender emotionaler Umarmung, von unabsichtlicher Vernachlässigung. Aber auch von Vergebung und Versöhnung. Schöne Bilder vom idyllischen Dänemark und harte vom vergewaltigten Darfur. Ein bisschen Symbolik hier und da, nicht genug um mich zu stören, dafür aber die Behintergrundung mit lieblicher Glockenspielmusik. Da hab ich mir die strikte Dogme-Regel herbeigewünscht, die forderte, dass nur solche Musik im Film zu hören sein sollte, die tatsächlich in der Handlung vorkomme. Also Musik, die wirklich „mitwirkt“, von einer live Kapelle in der Bar, dem Autoradio, dem Kirchenchor. Kein Hintergrundgedudel. Meinetwegen hätten die Damen und Herren Filmemacher das ruhig weitermachen dürfen.
Aber mich fragt ja keiner.

Samstag, 12. März 2011

Biutiful

Beautiful ist die Geschichte dieses Films nicht. Nicht „wundervoll“, sondern traurig, bedrückend, beklemmend. Und doch von ungeheuer wuchtiger Zärtlichkeit, Angst und Mut. Todesmut. Todesangst.
Uxbal (Javier Bardem) ist ein Kleinkrimineller. Mit einigen illegalen Geschäften, die von ebenso illegalen Einwanderern unter den Augen von geschmierten Polizisten auf offener Straße stattfinden, hält er sich über Wasser. Uxbal versorgt seine beiden Kinder Ana (Hanaa Buchaib) und Mateo Guillermo Estrella) allein. Seine geschiedene Ehefrau Marambra (Maricel Álvarez) leidet an einer bipolaren Persönlichkeitsstörung, nimmt ihre Medikamente nicht, und führt ein wildes Leben. Sie hat das Sorgerecht verloren. Uxbal ist ein liebevoller Vater, der versucht, den beiden Kindern ein anständiges Leben zu bereiten. Aus heiterem Himmel sagt ihm sein Arzt, dass er Krebs im Endstadium hat. Er pinkelt blutigen Urin, er hat Schmerzen, er ist verzweifelt. Er ist kriminell, und er ist nicht wirklich ein guter Mensch, aber eben auch kein wirklich schlechter. Er hat Mitgefühl, aber er will auch seinen Anteil aus den kriminellen Geschäften. Von irgendwas müssen er und seine Familie ja schließlich leben. Er hilft der Gruppe illegaler Chinesen, die von zwei chinesischen Ausbeutern wie Tiere in feuchtkalten Kellern gehalten werden. Seine Hilfe entpuppt sich als Boomerang.
Bardems Gesicht ist die fleischgewordene Sorge, Leid, Schmerz. Es gibt plötzliche Szenenwechsel, die reinhauen wie eine explodierende Bombe. Handkamera mit verrissenen Einstellungen. Laute Musik. Polizeisirenen. Statt Verfolgungsjagden mit Autos, rasen Polizei, Bösewichte und Uxbal zu Fuß durch Barcelona.
„Bring deine Angelegenheiten in Ordnung“ rät ihm eine Heilerin. Das ist ein guter Rat, denn wenn man weiß, dass man bald sterben muss, kann man die unerledigten Angelegenheiten nicht mehr guten Gewissens vor sich her schieben. Also, man könnte, aber Uxbal ist nicht gewissenlos, bloß weil er ein Krimineller ist. Er liebt seine Kinder über alles und will sie versorgt wissen, wen er nicht mehr da ist. Er versucht sogar, seine unzuverlässige, kranke Frau wieder als treusorgende Mutter zu aktivieren. Das funktioniert nicht. Sie ist unreaktivierbar.
Auch die Szenerie vermittelt Sorge, Leid und Schmerz. Hier wird nicht das Barcelona der Touristen oder Mittelstandsbevölkerung gezeigt. Uxbals Leben spielt sich in den schmuddeligen Seitenstraßen von Vororten ab. Auch die Silhouette der Sagrada Familia Basilika ist in grauen Dunst gehüllt, umgeben von hässlichen Baukränen. Die untergehende Sonne über dem Mittelmeer gleicht einem glühenden Atompilz. Alles vermittelt Trostlosigkeit, erinnert an Uxbals baldigenTod.
Vielleicht ist Uxbal ein kleines bisschen zu gut, die Umstände ein kleines bisschen zu desaströs, aber bitte, so ist das Leben. Bardem ist ein wundervoller Schauspieler, und seine hierzulande weitestgehend unbekannten Mitspieler sind ausgezeichnet besetzt.
Der Titel, falls sich jemand wundert, ergibt sich aus einem Rechtschreibfehler in den Hausaufgaben von Ana, unter Mithilfe des Vaters.
Schon allein wegen Bardem lohnt es sich, den Film zu sehen. Aber nicht nur deshalb. Ob nun überzogen oder nicht, die Geschichte von Uxbal geht ans Herz, und zwar mit geballter Wucht.

Montag, 28. Februar 2011

OSCARS KEHRAUS

Gut, das Wichtigste, die Party, ist nun auch vorbei, und wie mein Freund Tom („in da bizzness“) versprach „just normal folks“. In seinen Kreisen ist eine Promi-After-Show-Party kein Spaß. Da ploppen die Gewinnerinnen und Gewinner kurz rein, lassen sich feiern, und ab durch die Mitte. Richtige Party Stimmung soll es da selten geben.
Jetzt mal schnelles playback zum Event. In den kurzen Pausen lots of milling about. Saalordner übernehmen die Aufsicht, quasi betreutes Umherwandern.
Die Bühnenshow - wobei ich das Wort Show nur zögerlich benutze – war total straight. Kaum glitz and glam, keine Tanzmäuse, null Gedöns. Für Opulenz will der Oscar-Veranstalter wohl nicht mehr blechen.
Ob ich das nächste Jahr da noch mal hin will, ist auch noch nicht sicher. Es ist, wie bei allen Großveranstaltungen: Präsentatoren, die Präsentatoren ankündigen, die lustige Laudatien für die Nominierten vom Teleprompter ablesen. Oft sogar fehlerfrei. Und ich seh das aus Entfernungen, die für das menschliche (meins) Auge nicht gemacht sind. Und ich glaub, diese Dame saß vor mir. Erkenne die Frisur.






Zwei Stars, einer davon nominiert, (James Franco und Anne Hathaway) die Moderation machen zu lassen war jetzt nicht so der burner. Da wär mir ein Billy Crystal oder Ricky Gervais schon lieber gewesen. Aber mich fragt ja keiner.





Fotos waren schwierig zu machen. Meistens musste ich auf eine günstige Einstellung auf der big screen warten und aufpassen, dass ich kein Flimmern und Flattern kriegte. Darum hält sich das Angebot hier auch in Grenzen.
Den alten Kirk Douglas haben sie quasi auf die Bühne getragen. Na gut, er stand selbst, mit Stock, war sehr schlecht zu verstehen, aber die Herzen flogen ihm zu. Standing ovations, natch. Gefahr, dass er mit Joopi verwechselt wird, besteht jedenfalls nicht.





Was die Gewinner angeht, hab ich ja gestern so schnell es ging getwittert, und heut stehts in allen Gazetten.
Wie Bolle hab ich mich gefreut, dass die großartige Susanne Bier einen Oscar bekommen hat.





Der Film „In a better world“ kommt in Deutschland erst im März in die Kinos. Vorfreude!
Beste männliche Nebenrolle an Christian Bale war ja zu erwarten. Mein Tränchen für Geoffrey Rush zerdrückte ich in aller Stille.





Herr Bale hat mittlerweile Ganzgesichtsbehaarung gezüchtet, und irgendwie gaukelt meine Fantasie mir Lady Chatterley’s Wildhüter vor. Kopfkino NOW.
Frau Kidman sieht blendend aus. Frisch poliert. Blendend eben. In ihre eigene Schönheit versunken überragt sie ihren Gattenzwerg, Keith Urban. Gute Wahl, sie musste sich gar nicht umgewöhnen. Oscar hat sie nicht bekommen, aber dafür ein Baby. Anstelle eines Bildes von Frau Kidman mal ein Leckerchen:





Randy Newman, für den ich seit Jahrzehnten schwärme, und dessen „It’s a Jungle out there“ immer jeden „Monk“ einleitet, spielte sein „We belong together“ aus „Toy Story“ und gewinnt. Ich kann mir nicht helfen, aber er wird Hans Meiser (in seinen besseren Jahren) immer ähnlicher. No hard feelings, Randy.



Auf Billy Crystal hab ich mich gefreut.
Oh, Billy, had a bad hair day? Hat aber seine Lustizität nicht beeinflusst.
Der kann in zwei Minuten sechsmal mehr Pointen setzen, als vier andere in acht Stunden. So, jetzt rechnet das mal aus. Cheerio, Billy.



Danach sang dann die fleischgewordene Strafe des Universums: Celine Dion mit der Schockfrost-Stimme.

Eli Wallach, inzwischen auch 96, ein Jahr älter als Kirk Douglas, wackelt mit Kevin Brownlow und Francis Ford Coppola auf die Bühne. Livetime Achievement. Wurde bei einem separaten Event verliehen.





Und dann noch dies: Die Abschlussrede aus „The King’s Speech“, die Kriegserklärung, untermalte die Vorstellung aller Ausschnitte der für „Best Motion Picture“ nominierten Filme. Gutes Omen.
Until next year, Oscars, same time, same station.

Sonntag, 27. Februar 2011

Auf die Plätze...

Heut Nachmittag 5PM geht’s los. Also die Übertragung der Oscar-Verleihung. Vorher gibt’s ja noch das „red carpet“ spectacle, das ich nicht erleben werden darf, weil, so spricht Tom, mein Gastgeber („in da bizzness“), weil wir früher und vor allem unauffällig durch die kalte Küche reinbugsiert werden. Also Dienstboteneingang. All diese rasend spannenden Interviews: „Who are you wearing?“ – „Gucci, Pucci, Bertolucci...“ werde ich nicht mitkriegen. Aber da ich die modischen Linien dieser Herrschaften ohnehin nie erkenne, isses eh wurscht. Aber vielleicht kommt mal einer von denen nakkich, und ich bin nicht dabei?!?
Tom (wenngleich im business, kein hoher Würdenträger) und ich (BH-Träger) werden – wie üblich – in der hintersten Ecke sitzen, zusammen mit all den anderen Nobodies and Nincompoops, zwar im business, die aber im von Herrn Brecht besungenen Schatten stehn.
„Dabei ist alles“, seit einiger Zeit die Parole aller, die wissen, dass sie nix zu melden haben, eigne ich mir für diesen Event an.
Dabei. Dabei. Dabei.
Das Ladekabel fürs iPhone darf ich nicht mitnehmen, sende also jetzt schon stille aber innige Stoßgebete an den Gott der iPhone-Accus: lass es heute bitte sechs Stunden Saft spenden. Dieses eine Mal. Ich will auch nie wieder hässliche Sachen über die Rechtschreibhilfe des iPhone sagen.
Jetzt mal zu meinen früheren Einlassungen zum Thema Gewinner: ich nehm da ziemlich viel zurück. Wenn’s nach mir ginge, würd „King’s Speech“ alle Oscars kriegen, für die er nominiert ist. Vielleicht bis auf Bonham-Carter (Nebenrolle), da säh ich lieber Melissa Leo (die durchgeknallte Mutter in „Fighter“).
Ansonsten: Abräumen, baby, abräumen!
„King’s Speech“ hat mich glücklich gemacht, und das kann ich nicht von vielen Filmen sagen.
Was die anderen Nominierten angeht, da bin ich weit offen. Annette Bening („The kids are all right“) wär mir lieb, aber auch Michelle Williams („Blue Valentine“), und in einer männlichen Nebenrolle Christan Bale („The Fighter“) wenn’s mit Geoffrey Rush doch nicht klappen sollte.
Der Hollywood buzz schwelgt allerdings in höchsten Tönen von „Inception“, „The Social Network“, „Black Swan“ und ein bisschen „True Grit“.
Na gut, sollte Colin Firth tatsächlich leer ausgehen, als Trostpreis nähm ich schon gern Jeff Bridges. For old times’ sake.
Immerhin noch vier Stunden, aber trotzdem muss ich gleich mal mit dem Aufrüsten anfangen. Kleines Schwarzes, diesmal mit Pailletten, kein Akt, aber Haar und Make-up... da hätt ich auch zu gern mal so ne Make-up Person! Tom bürstet sich das Haar, rasiert sich, tränkt den Körper mit Duftwassern und zieht nen feschen Anzug an. Hach! Männer!
Bis denne, also. Auf Twitter so aktuell wie möglich. Im Blog frühesten morgen Abend. Eure Zeit.
Bis denne. Toodeloo.

Donnerstag, 17. Februar 2011

The King's Speech - reloaded

Heute läuft der Film in den deutschen Kinos an.
Es gibt keinen Sex, keine Romanze, kein Rock 'n Roll. Drugs schonmal gar nicht.
Und trotzdem - vielleicht gerade deshalb - ein schöner, sehenswerter Film.

Kann man einen Film, der von 1925 bis 1937 spielt, schon einen Kostümfilm nenne? Ganz bestimmt, wenn als Kulisse die königlichen Wohnsitze der britischen Royals im Spiel sind. Und eigentlich bin ich nicht so scharf auf Kostümfilme. Oder Historienschinken. Aber der hier ist ganz anders.
Es geht um den späteren König George VI, ehemals Albert „Bertie“ (Colin Firth), der zweitgeborene Sohn von George V, der 1936 starb.
Eigentlich sollte Edward die Regentschaft übernehmen, aber da stand Wallis Simpson, eine geschiedene Amerikanerin, im Weg.
Bertie also, war glücklich verheiratet mit Elizabeth (Helena Bonham Carter) und hatte zwei Töchter, Margaret und Elizabeth (die amtierende Königin von England). Und Bertie war ein Stotterer. Es war die Zeit, als das Radio anfing, eine große Rolle im Leben der Menschen zu spielen. Das Königshaus nutzte die neue Technik für Ansprachen ans Volk. Für einen Stotterer ein Desaster. Herkömmliche Maßnahmen, wie Demosthenes bei Sprechübungen Murmeln in den Mund zu packen, erweisen sich als nutzlos. Berties Frau findet einen gescheiterten australischen Schauspieler, Lionel Logue (Geoffrey Rush), der in England Sprachtherapie praktiziert. Bertie wird Patient/Schüler von Mr. Logue, dem Logopäden. Logue ist unzeremoniell und direkt, ihm ist es wurscht, wer sein Kunde ist. Er arbeitet nicht außer Haus und besteht darauf, dass Bertie zu ihm Haus kommt. Als er ihm dann noch vorschlägt, sich bei ihren Vornamen zu nennen, verschlägt es Bertie die ohnehin wackelige Sprache. Auch wenn es lange so aussieht, als sei Bertie ein hoffnungsloser Fall, lässt Lionel Logue nicht locker. Der unkonventionelle Lionel und der zurückhaltende Bertie, gefangen in seinem royalen Korsett, lernen sich zu akzeptieren und erfolgreich miteinander zu arbeiten.
Ein Höhepunkt in der Historie und ein persönlicher Erfolg für Bertie (und Logue auch) ist seine Rundfunkansprache an seine Untertanen, als er Hitler den Krieg erklärt.
Diese Rede, so dramatisch der Inhalt, langsam, leicht stockend vorgetragen, haben mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Meine absoluter Favorit für den Oscar für eine männliche Hauptrolle: Colin Firth. Für die männliche Nebenrolle: Geoffrey Rush.
Please, dear „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, pretty please!

Sonntag, 30. Januar 2011

Six films for the price of one

Black Swan
„Ruckedigu, Blut ist im Schuh“ heißt es bei Schneewittchen. Aber der Schwan hier im Film ist nicht die böse Stiefmutter aus Schneewittchen, obwohl ihre Füße bluten. Ihre Zehen, ihre Fingernägel, ihr Rücken. Blut überall.
Es gibt ja richtig gute Filme, die durch einen oder mehrere Schauspieler richtig versaut werden können. Oder es gibt die anderen Filme, die durch einzelne Schauspieler geadelt werden.
„Black Swan“ ist so einer. Die Story ist gar nicht so schlecht, ein Melodram erster Güte mit allen Zutaten: Verrat, Ehrgeiz, Besessenheit, Irrizität, Sex, Liebe, Eifersucht und Tod.
Ballett-Sternchen Nina (Natalie Portman) trachtet nach Höherem, unterstützt und angetrieben von der ehrgeizigen Mutter Erica (Barbara Hershey), die selber mal von einer Karriere als Tänzerin träumte, aber wegen der Schwangerschaft ihren Traum aufgab und auf die Tochter übertrug. Nina soll den Schwanensee-Schwan tanzen, aber nicht nur den guten, weißen, sondern auch den bösen, schwarzen. Der Ballettmeister ist ihr Svengali, Lily (Mila Kunis) ihre Konkurrentin, ihre Tür zum richtigen Leben. Dieses Leben mit Sex, Drugs and Rock ’n Roll. Eine Achterbahn der Emotionen nennt man das gern. Es ist eine außer Kontrolle geratene supersonic high speed Achterbahn mit Extras, von der man unversehens ins Nichts geschleudert wird. Nirvana? Hölle? Erfüllung?
Auf jeden Fall Gänsehaut. Natalie Portman soll fast ein Jahr lang für diese Rolle als Primaballerina trainiert haben. Es hat sich gelohnt. Sie ist mein Tipp für den Oscar 2011 als beste Hauptdarstellerin.

127 Hours.

Aron Ralston (James Franco) gibt es wirklich. Aron ist Extremsportler, Bergsteiger. Ein eigenwilliger, fröhlicher und freundlicher Bube. Und ein Einzelgänger. Er reagiert ungern bis nie auf die Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter, und wenn er zu einer seiner Touren aufbricht, erzählt er niemandem, wohin und wie lang. So passierte es, dass er bei einer Klettertour in einen Felsspalt abrutscht. Gar nicht mal so tief, aber blöderweise rollt ein Felsbrocken hinterher und klemmt eine Hand zwischen Felswand und Brocken.
„Between a rock and a hard place“, wie die Redewendung geht. Das ist auch der Titel von Aron Ralstons Buch, auf dem der Film basiert.
Aron versucht mit allen Mitteln, sich aus dieser Lage zu befreien. Er hackt mit seinem Taschenmesser am Fels rum und versucht, ihn zu zerkleinern. Er baut mit Karabinern und Seil einen Flaschenzug. Nichts klappt. Nach fünf Tagen Dürre und Regengüssen, ziemlich entkräftet, beschließt er, seinen Arm zu amputieren. Auch das misslingt mit dem Taschenmesser, es ist nicht scharf genug, um den Knochen zu durchtrennen. Also sinnt er auf eine andere Methode.
Zartbesaiteten rate ich, ab der 62. Minute ca fünf Minuten lang Augen und Ohren zu schließen. Oder nur mal durch die vorgehaltenen Finger zu blinzeln.
Nicht nur bis dahin, sondern auch danach ist es ein saumäßig spannender Film, der stellenweise Schnappatmung bei mir verursachte.
James Franco, der mir bisher gänzlich unbekannt war, ist für einen Hauptdarsteller-Oscar nominiert, „127 Hours“ für Besten Film und für Bestes Drehbuch. Na gut, seh ich jetzt nicht so, die Konkurrenz ist sehr stark. Und ich hab ohnehin andere Favoriten. Aber Wunder geschehn. Abwarten.


The Fighter.
Hier habe ich einen dieser wüsten „Rocky“ Schlägerfilme erwartet. Harte Brocken mit dicken Muskeln und Hälsen prügeln auf einander ein, bis das Blut aus allen Kopföffnungen spritzt. Am besten auf das johlende Publikum. Aber nix dergleichen. Oder nur moderat.
„The Fighter“ ist nun tatsächlich ein Boxerfilm, der tragische Held ist ein Weltergewichtler, Micky Ward (Mark Wahlberg), der bislang von seinem älteren Halbbruder Dicky Eklund(Christian Bale) trainiert, und von seiner überdrehten Mutter (Melissa Leo) gemanaged wurde - mehr schlecht als recht. Und vor allem ziemlich erfolglos. Dicky ist ein dauerlabernder Crackhead, der selbst Boxer und mal gegen Sugar Ray Leonard erfolgreich war. Sagt er. Für Micky war Dicky von Jugend an der große Held. Dicky und die Mutter, Alice (nebst sieben Töchtern, alle Anfang 20, die gern Siebenlinge sein könnten) gängeln Micky. Micky ist unentschlossen, in sich gekehrt, und sein Familienleben ist keins. Als er Charlene (Amy Adams) kennenlernt, die in einer Bar arbeitet, ändert sich einiges. Mittlerweile muss Dicky mal wieder in den Knast, wo er erst mal auf dicke Hose macht, bis den Knackis eine kritische Doku über seine erfolglose Karriere gezeigt wird.
Nach all den erfolglosen Kämpfen mit ungeeigneten Gegnern bekommt Micky die Chance, in Las Vegas ernsthaft zu trainieren. Charlene redet ihm zu. Alice, die Mutter ist dagegen. Sie ist felsenfest überzeugt, dass ihre beiden Söhne allein durch ihr Management so „erfolgreich“ waren. Nachdem Dicky aus dem Gefängnis kommt, geht Micky jedoch zurück zu ihm, lässt sich vom Mutter/Sohn-Duo weitertrainieren. Ein Ende bahnt sich an, das zwar durchaus „happy“ aber aus meiner Sicht einfach lulli war.
Es fehlt der Knall, die Figur des Micky bleibt blass, uninspiriert. Da ist Christian Bale schon lebendiger, glaubhafter. Auch Amy Adams hat mich überzeugt. Aber allen voran die unvergleichliche Melissa Leo, der ich ganz doll die Daumen für den Oscar in einer weiblichen Nebenrolle drücke.

The King’s Speech.

Kann man einen Film, der von 1925 bis 1937 spielt, schon einen Kostümfilm nenne? Ganz bestimmt, wenn als Kulisse die königlichen Wohnsitze der britischen Royals im Spiel sind. Und eigentlich bin ich nicht so scharf auf Kostümfilme. Oder Historienschinken. Aber der hier ist ganz anders.
Es geht um den späteren König George VI, ehemals Albert „Bertie“ (Colin Firth), der zweitgeborene Sohn von George V, der 1936 starb.
Eigentlich sollte Edward die Regentschaft übernehmen, aber da stand Wallis Simpson, eine geschiedene Amerikanerin, im Weg.
Bertie also, war glücklich verheiratet mit Elizabeth (Helena Bonham Carter) und hatte zwei Töchter, Margaret und Elizabeth (die amtierende Königin von England). Und Bertie war ein Stotterer. Es war die Zeit, als das Radio anfing, eine große Rolle im Leben der Menschen zu spielen. Das Königshaus nutzte die neue Technik für Ansprachen ans Volk. Für einen Stotterer ein Desaster. Herkömmliche Maßnahmen, wie Demosthenes bei Sprechübungen Murmeln in den Mund zu packen, erweisen sich als nutzlos. Berties Frau findet einen gescheiterten australischen Schauspieler, Lionel Logue (Geoffrey Rush), der in England Sprachtherapie praktiziert. Bertie wird Patient/Schüler von Mr. Logue, dem Logopäden. Logue ist unzeremoniell und direkt, ihm ist es wurscht, wer sein Kunde ist. Er arbeitet nicht außer Haus und besteht darauf, dass Bertie in sein Haus kommt. Als er ihm dann noch vorschlägt, sich bei ihren Vornamen zu nennen, verschlägt es Bertie die ohnehin wackelige Sprache. Auch wenn es lange so aussieht, als sei Bertie ein hoffnungsloser Fall, lässt Lionel Logue nicht locker. Der unkonventionelle Lionel und der zurückhaltende Bertie, gefangen in seinem royalen Korsett, lernen sich zu akzeptieren und erfolgreich miteinander zu arbeiten.
Ein Höhepunkt in der Historie und ein persönlicher Erfolg für Bertie (und Logue auch) ist seine Rundfunkansprache an seine Untertanen, als er Hitler den Krieg erklärt.
Diese Rede, so dramatisch der Inhalt, langsam, leicht stockend vorgetragen, haben mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Meine absoluter Favorit für den Oscar für eine männliche Hauptrolle: Colin Firth. Für die männliche Nebenrolle: Geoffrey Rush.
Please, dear „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, pretty please!

True Grit

Ein eingeschworener John-Wayne-Fan war ich nie. Aber es gab immer einige Filme, die ich trotzdem mochte. In denen ich John Wayne mochte. Dazu gehörte auf jeden Fall „True Grit“, damals, anno pief, mit Kim Darby, die ich nicht so großartig fand. Rooster Cogburn war John Wayne, und John Wayne war Rooster Cogburn, der Revolverheld.
Die Coen Brothers haben den Stoff neu verfilmt mit Jeff Bridges, der jetzt grad im richtigen Alter für den Rooster Cogburn ist, und mit Hailee Steinfeld, der 14jährigen Newcomerin, als Mattie, die ich auf Anhieb besser fand als Kim Darby.
Auch wenn Jeff Bridges im richtigen Alter ist, hat er nicht das Wayne-sche Volumen. Wahrscheinlich ist das ungerecht, die beiden miteinander zu vergleichen, aber „True Grit“ ist ein Klassiker, da kommt das automatisch.
Nun mag ich ja Bridges, und er kommt hier nicht so egozentrisch heldisch und eitel wie Wayne daher, was mir gefällt. Er gibt den einäugigen alten Marshal, der sich widerwillig darauf einlässt, mit Mattie den Mörder ihres Vaters zu jagen. Sie ist in der Tradition des Wilden Westens aufgewachsen: an eye for an eye, a tooth for a tooth. Kein bisschen Wildwest-Romantik. Prärie, unwegsames Indianergebiet, einige Ballerei, kein Platz für Hygiene, alle riechen so wie man riecht, wenn man wochenlang in den gleichen Klamotten zu Pferde unterwegs ist. Ich konnte ihnen den strengen Geruch quasi ansehen. Und erschnuppern, aber das war vielleicht mein Sitznachbar.
Wie das meistens so ist in den Western, siegt die Gerechtigkeit, und dass Mattie, die nie geheiratet hatte, sich dann nach 25 Jahren auf die Suche nach Rooster macht, ist so etwas wie ein happy end.
Hier gibt’s eine Oscar Nominierung für Besten Film (muss nicht unbedingt), und eine für Jeff Bridges, Bester Hauptdarsteller. Nix dagegen, auch wenn ich grad andere bevorzuge.


Winter’s Bone

Ein schöner Film. Schön, ob das das richtige Wort ist? Die Landschaft, die Ozark Mountains, ist abgelegen, karg und herb, hier leben bitterarme Menschen. Die „ordinary folks“, für die jeder Tag ein Überlebenskampf ist.
Die 17-jährige Ree (Jennifer Lawrence) versorgt in so einem Bergdorf ihre beiden Geschwister, Sonny, 12, und Ashlee, 6. Ihre Mutter ist zwar da, spielt aber nicht mit. Sie ist entweder depressiv oder unter Drogen, die ihr Mann, Jessup, illegal im Gebüsch zusammengebraut hat. Meth. Deshalb wurde er auch angeklagt, hat aber die Gegend mit unbekanntem Ziel verlassen, nachdem er sein Haus als Kaution gegen sofortige U-Haft eingesetzt hat. Die Bank meldet sich bald, und Ree macht sich auf die Suche nach dem Ausreißer. Die Nachbarschaftshilfe funktioniert einigermaßen. Jeder ist arm, aber trotzdem bekommt Ree hier und da Unterstützung. Sie kann das Pferd bei einer Nachbarin unterstellen, bekommt Wild ab, das einer erlegt hat, darf ihr Feuerholz in einem elektrischen Hackgerät zerkleinern.
Fast alle, die mit ihrem Vater zu tun hatten, sind auf irgendeine Weise kriminell. Auch der knarzige Onkel Teardrop (John Hawkes), Jessups Bruder. Das macht die Suche nicht einfacher oder ungefährlicher. Ree wird dann auch mal zusammengeschlagen, aber sie lässt sich nicht einschüchtern. Sie ist keine Heldin, niemand ist hier ein Held, ein Draufgänger, oder in irgendeiner Weise überragend. Sie geht ihren Weg, tut, was zu tun ist. Wie alle anderen auch. Der Vater wird gefunden. Und das Ende, so wie es ist, geht okay. Richtig gut kann es nicht werden. Aber das Leben hat ja auch kein happy end.
John Hawkes erhielt eine Nominierung für Besten Nebendarsteller, Jennifer Lawrence für Beste Hauptdarstellerin. Aber beides nicht meine Favoriten. Und für Besten Film auch nicht. Obwohl ich da noch gar keinen klaren Favoriten hab. Ich muss noch Filme sehen und dann abwägen. Ein hartes Business.

Montag, 17. Januar 2011

68th Golden Globes

Und wer ist live dabei? Na icke.
16. Januar, 17h Ortszeit - Beverly Hilton.
Es wird schwierig, denn es wird kontrolliert. Wer sein mobile phone, sein "cell", offen in der Hand hält, hat schlechte Karten. "Shut your cell down" wird man mit gefletschten Zähne angeblafft. Freundlicher Kommandoton. Besonders bei den wertlosen Gästen (icke), die auf die hinteren Ränge kriechen. Aber ich habs gut getarnt und komme mit meinen Gastgebern problemlos durch die siebzehnfache security.
Versuche, unauffällig im kleinen, langärmeligen Schwarzen durchs Getümmel zu wuseln. Kein Schmuck außer meiner Camel-Armbanduhr, und nicht mehr make-up als ich zum Einkauf bei REWE tragen würde - also nicht viel mehr. Ich schreie "Niemand" aus jeder Pore.
Mit viel Glück gibts hier dann ab und zu ein live update. Wir sitzen soweit hinten, dass ich quasi mit meinem Fuß die Tür zu den rest rooms öffnen könnte. Ich sehe Ameisen auf der Bühne und muss mich auf die vielen Monitore verlassen, die formschön im Saal über unseren Häuptern schweben.
Der MC ist Ricky Gervais, der hierzulande nicht so bekannte Engländer, der die Amis schon allein durch seinen Cockney Accent entzückt.
Den ersten "Globe" für "Best Supporting Actor in a Motion Picture" kriegt Christan Bale für "The Fighter", den hab ich nicht gesehen. Michael Douglas ist nominiert, geht aber leer aus. Dafür sieht er wieder prächtig aus. Das ist doch auch was. "Hauptsache gesund" sagte Oma in solchen Fällen gern.
Dauernd is was, während ich twittere. Wenn ich überhaupt was mitkriegen will, muss ich weniger posten.
"Carlos" ist nominiert für "Best Mini-Series", nächster Daumendrück.
Bekommen tut ihn... Yipppiiieeeh "Carlos".
Inzwischen werde ich kritisch beäugt von einer sicher hochwertigen Gesellschaftsdame, deren Augen noch wilder funkeln als ihre Robe. Alles in ihrer Haltung mahnt stumm: "forbidden, forbidden, you nobody", da sind sie streng, die Amis, besonders wenns um so nobodys geht wie mich. Aber wer weiß, sie ist vielleicht Helen Mirrens Mom. Oder eine Kabelträgerin. Grip. Best boy... gibts eigentlich auch best girl als Berufsbild in Hollywood?
Gervais kündigt "Ashton Kutcher's Dad, Bruce Willis" an, der trägts mit ner Art gequälten Fassung. Er agiert hier nur als presenter für einen der Filme der Kategorie Comedy oder Musical. Da muss man abwarten, bis alle durch sind.
Grad im Vorbeigehn die "Precious"- Schauspielerin, Gabourey Sidibe, gesichtet. Sie lächelte mich freundlich an. Huch, kennt die mich? Oder kuckt sie nur kritisch auf meine Gerätschaften? Man weiß es nicht.
17.Januar, 10AM, local time.
Inzwischen hangovere ich mich dem high noon entgegen und versuche, mich an all das hullaballoo zu erinnern. Man weiß ja, Fame, Glitz and Glam... so elusive.
Als nächstes kam "Best supporting Actor" Series or Movie made for TV. Der ging ja an Chris Colfer. Foto in einem meiner Tweets. Einem von drei Gazillionen.
Hier eben ein Schnappschuss von meinem Blick zur Bühne. Wie Sie sehen, sehense nüscht.
Michelle Pfeiffer erkenn ich kaum wieder, aber der announcer sagt, sie isses. Wir werden ja alle nicht älter. Oder jünger. Oder schöner. Oder was? Da sag ich doch: lieber Botox als Biotin oder Dioxin, oder?
Überhaupt, was soll ich hier jetzt die Gewinner aufzählen, die stehen doch schon in allen Gazetten, die doch ein paar mehr Leser haben als mein Blog hier.
Deshalb nur noch ein paar highlights, oder auch low-lights. Ich will ja gern noch mal an die Luft. Heut abend schwebe ich schon wieder Richtung Old Country.
Also, der MC erwähnte noch "The Social Network", und dass Facebooks Zuckerberg jetzt seven billion dollars wert sei: "Heather Mills calls him 'the one that got away'". Insider, aber wizzzig.
Robert Downey machte anzügliche Witzchen als er die fünf nominierten Damen aufzählte: "I wish I could give it to all five of you". Annette Bening für "The kids are all right" hat den Globe bekommen, und zu Recht. Übrigens ist das mouth kissing unter den Mädels total in, da soll sich mal keiner so haben (Bening & Moore). Aber die Amis, die sind noch nicht ganz soweit. Öffentlich und so. Und im Bible Belt sowieso nicht. Da ist es ja gut, dass LA an gar keinem belt liegt. Bei Künstlers ist man da total locker.
Angelina Jolie-Pitt lag den ganzen Abend im rechten Arm des Gatten und demonstrierte "Love forever more". Gerührt. Oder geschüttelt?
Viel Unruhe im Saal. Dauernd lustwandeln die illustren Gäste und Gästinnen durchs Ambiente, aber da sind alle dran gewohnt.
Al Pacino gibt den Struppi, er hat nen Globe gewonnen, sagt aber "amazing prize". Zu alt für "awesome"? Er sagt ja auch "girlfriend", ganz altmodisch, und nicht "significant other". Struppi is old school. Old cool.
Ricky Gervais kündigte den "Foreign language film, a category that nobody cares about" an. Globe ging an Susanne Bier für "In a better world", der in Deutschland erst am 17.3. in die Kinos kommt. (Schnell Termin eingetragen, da geh ich rein).
Egal aus wie vielen Ersatzteilen sie nun besteht, I have a soft spot for Cher. Sie war leider nicht anwesend, körperteilmäßig, weil sie ihre Show in Vegas macht. Der hätte ich doch glatt mal "tach" gesagt. Oder "bang, bang". Und ihrer Zwillingsschwester im Geiste (aber weniger Ersatzteile), Jane Fonda, sah großartig aus. Um meine Ärztin zu zitieren: "Für ihr Alter."
Helena Bonham-Carter kuckte den ganzen Abend etwas verstört. Ob der Vogel in ihrem Haarnest sie pickte?
Beth Ditto war glaub ich auch da. Mein ich jedenfalls gesehen zu haben. Mal ganz kurz so.
Was diese January Jones (who dat?) als Kleid anhatte (rockwärts), hängt bei mir als Fliegenschranke in der Balkontür. Nicht im January, aber gern ab June.
Weint Tom Hanks? Grund genug hätte er, nix am Start dieses Jahr.
Da hängen sie nun. An den Lippen von Robert De Niro. Standing ovation. Lebenswerk. Bald wird er vor die großen Kameras jenseits vom Oz treten. Da kriegen sie ja immer schnell vorher noch nen netten Ehrenpreis. Oder er macht den Joopi. Alles ist möglich.
Eine von mehreren stehende Ovationen, übrigens. Seine und die für Michael Douglas bestimmt die am meisten gerechtfertigten.
Es war anstrengend, obwohl ich gar nix tun musste. Aber dieses hocken und warten! Die Herrschaft unten im Saal machten Pausen und schlenderten von Promi zu Promi, kiss-kiss hier, hug-hug da, ganz smaller small talk und freundliches Gewinke. Oben auf den dunkelen Plätzen saßen die Nobodys und Unknowns. Bei mir. Zum roten Teppich kamen wir gar nicht, aber man kann nicht alles haben.
Die Golden Globes rollen ihr Programm zackig ab und nach drei Stunden inklusive Pausen ist die Show vorbei. Fix und feddich war ich trotzdem. Und dann noch die Party hinterher. Man hats nicht leicht.
"The Tourist" vom Grafen von Donnersmarck ist leer ausgegangen. Macht nüscht. Dabei is alles = Nominiert is alles.
Jetzt geh ich dann mal kurz shoppen. Meine Visa-Card ist diesen Monat noch jungfräulich, das wird sich ändern. Heute, bevor ich das Land fluchtartig verlassen werde. Muss.
And next: The Oscars!
PS: Bilder ließen sich leider nicht hochladen. Vielleicht klappts, wenn ich wieder daheim bin.

Dienstag, 4. Januar 2011

Ein Ei ist weg.

"Drei"
Und wieder ein Film, in dem die drei Hauptfiguren nicht nach den althergebrachten Regeln aufgestellt sind. Das ist nun nicht neu, und Filme über Schwule und Lesben gibt’s ja einige. In „Drei“ ist die Konstellation aber neu, also, für mich wenigstens, obwohl ich in meiner Wahlverwandtschaft schon einige ungewöhnliche Formationen kenne. Ungewöhnlich, aber es klappt.
Hier also geht’s um Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebastian Schipper), die seit langem ein Paar sind, und hin und wieder von einem Kind sprechen, das sie haben möchten. Hannas biologische Uhr tickt laut, denn sie ist 38.
Sie sind Bildungsbürger der höheren Klasse. Unterhaltungen und Einblicke in ihre jeweiligen Berufe, denen ich nicht immer folgen kann. Spezialisten. Wie üblich, was mit Kunst und Medien. Hanna lernt Adam (Devid Striesow) kennen, als er einen hochwissenschaftlichen Vortrag über Zellgedöns hält. Dieser Abend endet in Adams Bett. Und nicht nur dieser.
Adam hat außer der Wissenschaft vielseitige Interessen, er singt im Chor, geht nicht nur als Zuschauer ins Fußballstadion, sondern spielt auch selbst in einem kleinen Vorortverein, macht einen Kampfsport, geht ins Kino und ins Theater. Er schwimmt im Hallenbad hin und her. Und genau da lernt er Simon kennen, der grad eine Hodenkrebs-OP hinter sich hat. Ein Ei ist weg. Als er das Adam erzählt, will der mal sehen: „Narbencheck“ sagt er forsch. Es folgt Männersex im Schwimmbad. Kurze Zeit später wieder der ebenfalls sehr intensiv genossene Heterosex mit Hanna in Adams karg dekoriertem Heim. Ordentlich viel Sex in beide Richtungen. Von einem Bett ins andere. Hanna ist in Adam verliebt. Simon ist bald auch in Adam verliebt. Adam ist in beide verliebt. Das sind Heimlichkeiten, wegen derer Hanna und Simon mal den einen oder anderen gemeinsamen Termin vermasseln.
Soweit, so gut. Das Schicksal, also die Verwirrungen und Verirrungen, ohne die solche Geschichten nicht auskommen, weil sie sonst so langweilig sind... wo war ich? Schicksal. Das nimmt seinen Lauf. Ziemlich hinten im Film das show down. Hier treffen die Drei zufällig in einer brisanten Situation aufeinander, und es fällt allen wie Schuppen von den Augen. Der mit dem, und der mit der. Und alle irgendwie mit allen.
Das ist sehr unterhaltsam, lustig und auch hübsch anzusehen. Ganz viel Liebe, ganz viel Sex, Krankheit und Tod. Glaubhafte Emotionen. Schön zusammengestellt, fließend, einleuchtend.
Wer mich kennt – ach nee, kennt mich ja keiner – also, für meinen Geschmack war es manchmal etwas zu abrupt geschnitten, und die multi-split-screen, sechs Monitore gleichzeitig, machten mir Schwierigkeiten bei der Konzentration auf die einzelnen Handlungsabläufe. Und dann war da auch viel Symbolismus, viel, viel Symbolismus. Nicht genug, dass es schrecklich gestört hätte, aber genug, um aufzufallen.
Irgendwas ist ja immer.
Besonders gut haben mir Sophie Rois und Devid Striesow gefallen. Die haben es da, wo es hätte dünn oder peinlich werden können, souverän nach Hause gefahren. Eine Freude, den beiden bei der Arbeit zuzusehen. Sebastian Schipper passte gut ins Dreier-Team. Und im Vorspann stand, dass Tom Tykwer das Buch geschrieben hat, soweit ich weiß, sein erstes Drehbuch. Ist gut geworden.
Geht hin, schaut euch „Drei“ an. Es lohnt sich.