Sonntag, 30. Januar 2011

Six films for the price of one

Black Swan
„Ruckedigu, Blut ist im Schuh“ heißt es bei Schneewittchen. Aber der Schwan hier im Film ist nicht die böse Stiefmutter aus Schneewittchen, obwohl ihre Füße bluten. Ihre Zehen, ihre Fingernägel, ihr Rücken. Blut überall.
Es gibt ja richtig gute Filme, die durch einen oder mehrere Schauspieler richtig versaut werden können. Oder es gibt die anderen Filme, die durch einzelne Schauspieler geadelt werden.
„Black Swan“ ist so einer. Die Story ist gar nicht so schlecht, ein Melodram erster Güte mit allen Zutaten: Verrat, Ehrgeiz, Besessenheit, Irrizität, Sex, Liebe, Eifersucht und Tod.
Ballett-Sternchen Nina (Natalie Portman) trachtet nach Höherem, unterstützt und angetrieben von der ehrgeizigen Mutter Erica (Barbara Hershey), die selber mal von einer Karriere als Tänzerin träumte, aber wegen der Schwangerschaft ihren Traum aufgab und auf die Tochter übertrug. Nina soll den Schwanensee-Schwan tanzen, aber nicht nur den guten, weißen, sondern auch den bösen, schwarzen. Der Ballettmeister ist ihr Svengali, Lily (Mila Kunis) ihre Konkurrentin, ihre Tür zum richtigen Leben. Dieses Leben mit Sex, Drugs and Rock ’n Roll. Eine Achterbahn der Emotionen nennt man das gern. Es ist eine außer Kontrolle geratene supersonic high speed Achterbahn mit Extras, von der man unversehens ins Nichts geschleudert wird. Nirvana? Hölle? Erfüllung?
Auf jeden Fall Gänsehaut. Natalie Portman soll fast ein Jahr lang für diese Rolle als Primaballerina trainiert haben. Es hat sich gelohnt. Sie ist mein Tipp für den Oscar 2011 als beste Hauptdarstellerin.

127 Hours.

Aron Ralston (James Franco) gibt es wirklich. Aron ist Extremsportler, Bergsteiger. Ein eigenwilliger, fröhlicher und freundlicher Bube. Und ein Einzelgänger. Er reagiert ungern bis nie auf die Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter, und wenn er zu einer seiner Touren aufbricht, erzählt er niemandem, wohin und wie lang. So passierte es, dass er bei einer Klettertour in einen Felsspalt abrutscht. Gar nicht mal so tief, aber blöderweise rollt ein Felsbrocken hinterher und klemmt eine Hand zwischen Felswand und Brocken.
„Between a rock and a hard place“, wie die Redewendung geht. Das ist auch der Titel von Aron Ralstons Buch, auf dem der Film basiert.
Aron versucht mit allen Mitteln, sich aus dieser Lage zu befreien. Er hackt mit seinem Taschenmesser am Fels rum und versucht, ihn zu zerkleinern. Er baut mit Karabinern und Seil einen Flaschenzug. Nichts klappt. Nach fünf Tagen Dürre und Regengüssen, ziemlich entkräftet, beschließt er, seinen Arm zu amputieren. Auch das misslingt mit dem Taschenmesser, es ist nicht scharf genug, um den Knochen zu durchtrennen. Also sinnt er auf eine andere Methode.
Zartbesaiteten rate ich, ab der 62. Minute ca fünf Minuten lang Augen und Ohren zu schließen. Oder nur mal durch die vorgehaltenen Finger zu blinzeln.
Nicht nur bis dahin, sondern auch danach ist es ein saumäßig spannender Film, der stellenweise Schnappatmung bei mir verursachte.
James Franco, der mir bisher gänzlich unbekannt war, ist für einen Hauptdarsteller-Oscar nominiert, „127 Hours“ für Besten Film und für Bestes Drehbuch. Na gut, seh ich jetzt nicht so, die Konkurrenz ist sehr stark. Und ich hab ohnehin andere Favoriten. Aber Wunder geschehn. Abwarten.


The Fighter.
Hier habe ich einen dieser wüsten „Rocky“ Schlägerfilme erwartet. Harte Brocken mit dicken Muskeln und Hälsen prügeln auf einander ein, bis das Blut aus allen Kopföffnungen spritzt. Am besten auf das johlende Publikum. Aber nix dergleichen. Oder nur moderat.
„The Fighter“ ist nun tatsächlich ein Boxerfilm, der tragische Held ist ein Weltergewichtler, Micky Ward (Mark Wahlberg), der bislang von seinem älteren Halbbruder Dicky Eklund(Christian Bale) trainiert, und von seiner überdrehten Mutter (Melissa Leo) gemanaged wurde - mehr schlecht als recht. Und vor allem ziemlich erfolglos. Dicky ist ein dauerlabernder Crackhead, der selbst Boxer und mal gegen Sugar Ray Leonard erfolgreich war. Sagt er. Für Micky war Dicky von Jugend an der große Held. Dicky und die Mutter, Alice (nebst sieben Töchtern, alle Anfang 20, die gern Siebenlinge sein könnten) gängeln Micky. Micky ist unentschlossen, in sich gekehrt, und sein Familienleben ist keins. Als er Charlene (Amy Adams) kennenlernt, die in einer Bar arbeitet, ändert sich einiges. Mittlerweile muss Dicky mal wieder in den Knast, wo er erst mal auf dicke Hose macht, bis den Knackis eine kritische Doku über seine erfolglose Karriere gezeigt wird.
Nach all den erfolglosen Kämpfen mit ungeeigneten Gegnern bekommt Micky die Chance, in Las Vegas ernsthaft zu trainieren. Charlene redet ihm zu. Alice, die Mutter ist dagegen. Sie ist felsenfest überzeugt, dass ihre beiden Söhne allein durch ihr Management so „erfolgreich“ waren. Nachdem Dicky aus dem Gefängnis kommt, geht Micky jedoch zurück zu ihm, lässt sich vom Mutter/Sohn-Duo weitertrainieren. Ein Ende bahnt sich an, das zwar durchaus „happy“ aber aus meiner Sicht einfach lulli war.
Es fehlt der Knall, die Figur des Micky bleibt blass, uninspiriert. Da ist Christian Bale schon lebendiger, glaubhafter. Auch Amy Adams hat mich überzeugt. Aber allen voran die unvergleichliche Melissa Leo, der ich ganz doll die Daumen für den Oscar in einer weiblichen Nebenrolle drücke.

The King’s Speech.

Kann man einen Film, der von 1925 bis 1937 spielt, schon einen Kostümfilm nenne? Ganz bestimmt, wenn als Kulisse die königlichen Wohnsitze der britischen Royals im Spiel sind. Und eigentlich bin ich nicht so scharf auf Kostümfilme. Oder Historienschinken. Aber der hier ist ganz anders.
Es geht um den späteren König George VI, ehemals Albert „Bertie“ (Colin Firth), der zweitgeborene Sohn von George V, der 1936 starb.
Eigentlich sollte Edward die Regentschaft übernehmen, aber da stand Wallis Simpson, eine geschiedene Amerikanerin, im Weg.
Bertie also, war glücklich verheiratet mit Elizabeth (Helena Bonham Carter) und hatte zwei Töchter, Margaret und Elizabeth (die amtierende Königin von England). Und Bertie war ein Stotterer. Es war die Zeit, als das Radio anfing, eine große Rolle im Leben der Menschen zu spielen. Das Königshaus nutzte die neue Technik für Ansprachen ans Volk. Für einen Stotterer ein Desaster. Herkömmliche Maßnahmen, wie Demosthenes bei Sprechübungen Murmeln in den Mund zu packen, erweisen sich als nutzlos. Berties Frau findet einen gescheiterten australischen Schauspieler, Lionel Logue (Geoffrey Rush), der in England Sprachtherapie praktiziert. Bertie wird Patient/Schüler von Mr. Logue, dem Logopäden. Logue ist unzeremoniell und direkt, ihm ist es wurscht, wer sein Kunde ist. Er arbeitet nicht außer Haus und besteht darauf, dass Bertie in sein Haus kommt. Als er ihm dann noch vorschlägt, sich bei ihren Vornamen zu nennen, verschlägt es Bertie die ohnehin wackelige Sprache. Auch wenn es lange so aussieht, als sei Bertie ein hoffnungsloser Fall, lässt Lionel Logue nicht locker. Der unkonventionelle Lionel und der zurückhaltende Bertie, gefangen in seinem royalen Korsett, lernen sich zu akzeptieren und erfolgreich miteinander zu arbeiten.
Ein Höhepunkt in der Historie und ein persönlicher Erfolg für Bertie (und Logue auch) ist seine Rundfunkansprache an seine Untertanen, als er Hitler den Krieg erklärt.
Diese Rede, so dramatisch der Inhalt, langsam, leicht stockend vorgetragen, haben mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Meine absoluter Favorit für den Oscar für eine männliche Hauptrolle: Colin Firth. Für die männliche Nebenrolle: Geoffrey Rush.
Please, dear „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, pretty please!

True Grit

Ein eingeschworener John-Wayne-Fan war ich nie. Aber es gab immer einige Filme, die ich trotzdem mochte. In denen ich John Wayne mochte. Dazu gehörte auf jeden Fall „True Grit“, damals, anno pief, mit Kim Darby, die ich nicht so großartig fand. Rooster Cogburn war John Wayne, und John Wayne war Rooster Cogburn, der Revolverheld.
Die Coen Brothers haben den Stoff neu verfilmt mit Jeff Bridges, der jetzt grad im richtigen Alter für den Rooster Cogburn ist, und mit Hailee Steinfeld, der 14jährigen Newcomerin, als Mattie, die ich auf Anhieb besser fand als Kim Darby.
Auch wenn Jeff Bridges im richtigen Alter ist, hat er nicht das Wayne-sche Volumen. Wahrscheinlich ist das ungerecht, die beiden miteinander zu vergleichen, aber „True Grit“ ist ein Klassiker, da kommt das automatisch.
Nun mag ich ja Bridges, und er kommt hier nicht so egozentrisch heldisch und eitel wie Wayne daher, was mir gefällt. Er gibt den einäugigen alten Marshal, der sich widerwillig darauf einlässt, mit Mattie den Mörder ihres Vaters zu jagen. Sie ist in der Tradition des Wilden Westens aufgewachsen: an eye for an eye, a tooth for a tooth. Kein bisschen Wildwest-Romantik. Prärie, unwegsames Indianergebiet, einige Ballerei, kein Platz für Hygiene, alle riechen so wie man riecht, wenn man wochenlang in den gleichen Klamotten zu Pferde unterwegs ist. Ich konnte ihnen den strengen Geruch quasi ansehen. Und erschnuppern, aber das war vielleicht mein Sitznachbar.
Wie das meistens so ist in den Western, siegt die Gerechtigkeit, und dass Mattie, die nie geheiratet hatte, sich dann nach 25 Jahren auf die Suche nach Rooster macht, ist so etwas wie ein happy end.
Hier gibt’s eine Oscar Nominierung für Besten Film (muss nicht unbedingt), und eine für Jeff Bridges, Bester Hauptdarsteller. Nix dagegen, auch wenn ich grad andere bevorzuge.


Winter’s Bone

Ein schöner Film. Schön, ob das das richtige Wort ist? Die Landschaft, die Ozark Mountains, ist abgelegen, karg und herb, hier leben bitterarme Menschen. Die „ordinary folks“, für die jeder Tag ein Überlebenskampf ist.
Die 17-jährige Ree (Jennifer Lawrence) versorgt in so einem Bergdorf ihre beiden Geschwister, Sonny, 12, und Ashlee, 6. Ihre Mutter ist zwar da, spielt aber nicht mit. Sie ist entweder depressiv oder unter Drogen, die ihr Mann, Jessup, illegal im Gebüsch zusammengebraut hat. Meth. Deshalb wurde er auch angeklagt, hat aber die Gegend mit unbekanntem Ziel verlassen, nachdem er sein Haus als Kaution gegen sofortige U-Haft eingesetzt hat. Die Bank meldet sich bald, und Ree macht sich auf die Suche nach dem Ausreißer. Die Nachbarschaftshilfe funktioniert einigermaßen. Jeder ist arm, aber trotzdem bekommt Ree hier und da Unterstützung. Sie kann das Pferd bei einer Nachbarin unterstellen, bekommt Wild ab, das einer erlegt hat, darf ihr Feuerholz in einem elektrischen Hackgerät zerkleinern.
Fast alle, die mit ihrem Vater zu tun hatten, sind auf irgendeine Weise kriminell. Auch der knarzige Onkel Teardrop (John Hawkes), Jessups Bruder. Das macht die Suche nicht einfacher oder ungefährlicher. Ree wird dann auch mal zusammengeschlagen, aber sie lässt sich nicht einschüchtern. Sie ist keine Heldin, niemand ist hier ein Held, ein Draufgänger, oder in irgendeiner Weise überragend. Sie geht ihren Weg, tut, was zu tun ist. Wie alle anderen auch. Der Vater wird gefunden. Und das Ende, so wie es ist, geht okay. Richtig gut kann es nicht werden. Aber das Leben hat ja auch kein happy end.
John Hawkes erhielt eine Nominierung für Besten Nebendarsteller, Jennifer Lawrence für Beste Hauptdarstellerin. Aber beides nicht meine Favoriten. Und für Besten Film auch nicht. Obwohl ich da noch gar keinen klaren Favoriten hab. Ich muss noch Filme sehen und dann abwägen. Ein hartes Business.

Montag, 17. Januar 2011

68th Golden Globes

Und wer ist live dabei? Na icke.
16. Januar, 17h Ortszeit - Beverly Hilton.
Es wird schwierig, denn es wird kontrolliert. Wer sein mobile phone, sein "cell", offen in der Hand hält, hat schlechte Karten. "Shut your cell down" wird man mit gefletschten Zähne angeblafft. Freundlicher Kommandoton. Besonders bei den wertlosen Gästen (icke), die auf die hinteren Ränge kriechen. Aber ich habs gut getarnt und komme mit meinen Gastgebern problemlos durch die siebzehnfache security.
Versuche, unauffällig im kleinen, langärmeligen Schwarzen durchs Getümmel zu wuseln. Kein Schmuck außer meiner Camel-Armbanduhr, und nicht mehr make-up als ich zum Einkauf bei REWE tragen würde - also nicht viel mehr. Ich schreie "Niemand" aus jeder Pore.
Mit viel Glück gibts hier dann ab und zu ein live update. Wir sitzen soweit hinten, dass ich quasi mit meinem Fuß die Tür zu den rest rooms öffnen könnte. Ich sehe Ameisen auf der Bühne und muss mich auf die vielen Monitore verlassen, die formschön im Saal über unseren Häuptern schweben.
Der MC ist Ricky Gervais, der hierzulande nicht so bekannte Engländer, der die Amis schon allein durch seinen Cockney Accent entzückt.
Den ersten "Globe" für "Best Supporting Actor in a Motion Picture" kriegt Christan Bale für "The Fighter", den hab ich nicht gesehen. Michael Douglas ist nominiert, geht aber leer aus. Dafür sieht er wieder prächtig aus. Das ist doch auch was. "Hauptsache gesund" sagte Oma in solchen Fällen gern.
Dauernd is was, während ich twittere. Wenn ich überhaupt was mitkriegen will, muss ich weniger posten.
"Carlos" ist nominiert für "Best Mini-Series", nächster Daumendrück.
Bekommen tut ihn... Yipppiiieeeh "Carlos".
Inzwischen werde ich kritisch beäugt von einer sicher hochwertigen Gesellschaftsdame, deren Augen noch wilder funkeln als ihre Robe. Alles in ihrer Haltung mahnt stumm: "forbidden, forbidden, you nobody", da sind sie streng, die Amis, besonders wenns um so nobodys geht wie mich. Aber wer weiß, sie ist vielleicht Helen Mirrens Mom. Oder eine Kabelträgerin. Grip. Best boy... gibts eigentlich auch best girl als Berufsbild in Hollywood?
Gervais kündigt "Ashton Kutcher's Dad, Bruce Willis" an, der trägts mit ner Art gequälten Fassung. Er agiert hier nur als presenter für einen der Filme der Kategorie Comedy oder Musical. Da muss man abwarten, bis alle durch sind.
Grad im Vorbeigehn die "Precious"- Schauspielerin, Gabourey Sidibe, gesichtet. Sie lächelte mich freundlich an. Huch, kennt die mich? Oder kuckt sie nur kritisch auf meine Gerätschaften? Man weiß es nicht.
17.Januar, 10AM, local time.
Inzwischen hangovere ich mich dem high noon entgegen und versuche, mich an all das hullaballoo zu erinnern. Man weiß ja, Fame, Glitz and Glam... so elusive.
Als nächstes kam "Best supporting Actor" Series or Movie made for TV. Der ging ja an Chris Colfer. Foto in einem meiner Tweets. Einem von drei Gazillionen.
Hier eben ein Schnappschuss von meinem Blick zur Bühne. Wie Sie sehen, sehense nüscht.
Michelle Pfeiffer erkenn ich kaum wieder, aber der announcer sagt, sie isses. Wir werden ja alle nicht älter. Oder jünger. Oder schöner. Oder was? Da sag ich doch: lieber Botox als Biotin oder Dioxin, oder?
Überhaupt, was soll ich hier jetzt die Gewinner aufzählen, die stehen doch schon in allen Gazetten, die doch ein paar mehr Leser haben als mein Blog hier.
Deshalb nur noch ein paar highlights, oder auch low-lights. Ich will ja gern noch mal an die Luft. Heut abend schwebe ich schon wieder Richtung Old Country.
Also, der MC erwähnte noch "The Social Network", und dass Facebooks Zuckerberg jetzt seven billion dollars wert sei: "Heather Mills calls him 'the one that got away'". Insider, aber wizzzig.
Robert Downey machte anzügliche Witzchen als er die fünf nominierten Damen aufzählte: "I wish I could give it to all five of you". Annette Bening für "The kids are all right" hat den Globe bekommen, und zu Recht. Übrigens ist das mouth kissing unter den Mädels total in, da soll sich mal keiner so haben (Bening & Moore). Aber die Amis, die sind noch nicht ganz soweit. Öffentlich und so. Und im Bible Belt sowieso nicht. Da ist es ja gut, dass LA an gar keinem belt liegt. Bei Künstlers ist man da total locker.
Angelina Jolie-Pitt lag den ganzen Abend im rechten Arm des Gatten und demonstrierte "Love forever more". Gerührt. Oder geschüttelt?
Viel Unruhe im Saal. Dauernd lustwandeln die illustren Gäste und Gästinnen durchs Ambiente, aber da sind alle dran gewohnt.
Al Pacino gibt den Struppi, er hat nen Globe gewonnen, sagt aber "amazing prize". Zu alt für "awesome"? Er sagt ja auch "girlfriend", ganz altmodisch, und nicht "significant other". Struppi is old school. Old cool.
Ricky Gervais kündigte den "Foreign language film, a category that nobody cares about" an. Globe ging an Susanne Bier für "In a better world", der in Deutschland erst am 17.3. in die Kinos kommt. (Schnell Termin eingetragen, da geh ich rein).
Egal aus wie vielen Ersatzteilen sie nun besteht, I have a soft spot for Cher. Sie war leider nicht anwesend, körperteilmäßig, weil sie ihre Show in Vegas macht. Der hätte ich doch glatt mal "tach" gesagt. Oder "bang, bang". Und ihrer Zwillingsschwester im Geiste (aber weniger Ersatzteile), Jane Fonda, sah großartig aus. Um meine Ärztin zu zitieren: "Für ihr Alter."
Helena Bonham-Carter kuckte den ganzen Abend etwas verstört. Ob der Vogel in ihrem Haarnest sie pickte?
Beth Ditto war glaub ich auch da. Mein ich jedenfalls gesehen zu haben. Mal ganz kurz so.
Was diese January Jones (who dat?) als Kleid anhatte (rockwärts), hängt bei mir als Fliegenschranke in der Balkontür. Nicht im January, aber gern ab June.
Weint Tom Hanks? Grund genug hätte er, nix am Start dieses Jahr.
Da hängen sie nun. An den Lippen von Robert De Niro. Standing ovation. Lebenswerk. Bald wird er vor die großen Kameras jenseits vom Oz treten. Da kriegen sie ja immer schnell vorher noch nen netten Ehrenpreis. Oder er macht den Joopi. Alles ist möglich.
Eine von mehreren stehende Ovationen, übrigens. Seine und die für Michael Douglas bestimmt die am meisten gerechtfertigten.
Es war anstrengend, obwohl ich gar nix tun musste. Aber dieses hocken und warten! Die Herrschaft unten im Saal machten Pausen und schlenderten von Promi zu Promi, kiss-kiss hier, hug-hug da, ganz smaller small talk und freundliches Gewinke. Oben auf den dunkelen Plätzen saßen die Nobodys und Unknowns. Bei mir. Zum roten Teppich kamen wir gar nicht, aber man kann nicht alles haben.
Die Golden Globes rollen ihr Programm zackig ab und nach drei Stunden inklusive Pausen ist die Show vorbei. Fix und feddich war ich trotzdem. Und dann noch die Party hinterher. Man hats nicht leicht.
"The Tourist" vom Grafen von Donnersmarck ist leer ausgegangen. Macht nüscht. Dabei is alles = Nominiert is alles.
Jetzt geh ich dann mal kurz shoppen. Meine Visa-Card ist diesen Monat noch jungfräulich, das wird sich ändern. Heute, bevor ich das Land fluchtartig verlassen werde. Muss.
And next: The Oscars!
PS: Bilder ließen sich leider nicht hochladen. Vielleicht klappts, wenn ich wieder daheim bin.

Dienstag, 4. Januar 2011

Ein Ei ist weg.

"Drei"
Und wieder ein Film, in dem die drei Hauptfiguren nicht nach den althergebrachten Regeln aufgestellt sind. Das ist nun nicht neu, und Filme über Schwule und Lesben gibt’s ja einige. In „Drei“ ist die Konstellation aber neu, also, für mich wenigstens, obwohl ich in meiner Wahlverwandtschaft schon einige ungewöhnliche Formationen kenne. Ungewöhnlich, aber es klappt.
Hier also geht’s um Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebastian Schipper), die seit langem ein Paar sind, und hin und wieder von einem Kind sprechen, das sie haben möchten. Hannas biologische Uhr tickt laut, denn sie ist 38.
Sie sind Bildungsbürger der höheren Klasse. Unterhaltungen und Einblicke in ihre jeweiligen Berufe, denen ich nicht immer folgen kann. Spezialisten. Wie üblich, was mit Kunst und Medien. Hanna lernt Adam (Devid Striesow) kennen, als er einen hochwissenschaftlichen Vortrag über Zellgedöns hält. Dieser Abend endet in Adams Bett. Und nicht nur dieser.
Adam hat außer der Wissenschaft vielseitige Interessen, er singt im Chor, geht nicht nur als Zuschauer ins Fußballstadion, sondern spielt auch selbst in einem kleinen Vorortverein, macht einen Kampfsport, geht ins Kino und ins Theater. Er schwimmt im Hallenbad hin und her. Und genau da lernt er Simon kennen, der grad eine Hodenkrebs-OP hinter sich hat. Ein Ei ist weg. Als er das Adam erzählt, will der mal sehen: „Narbencheck“ sagt er forsch. Es folgt Männersex im Schwimmbad. Kurze Zeit später wieder der ebenfalls sehr intensiv genossene Heterosex mit Hanna in Adams karg dekoriertem Heim. Ordentlich viel Sex in beide Richtungen. Von einem Bett ins andere. Hanna ist in Adam verliebt. Simon ist bald auch in Adam verliebt. Adam ist in beide verliebt. Das sind Heimlichkeiten, wegen derer Hanna und Simon mal den einen oder anderen gemeinsamen Termin vermasseln.
Soweit, so gut. Das Schicksal, also die Verwirrungen und Verirrungen, ohne die solche Geschichten nicht auskommen, weil sie sonst so langweilig sind... wo war ich? Schicksal. Das nimmt seinen Lauf. Ziemlich hinten im Film das show down. Hier treffen die Drei zufällig in einer brisanten Situation aufeinander, und es fällt allen wie Schuppen von den Augen. Der mit dem, und der mit der. Und alle irgendwie mit allen.
Das ist sehr unterhaltsam, lustig und auch hübsch anzusehen. Ganz viel Liebe, ganz viel Sex, Krankheit und Tod. Glaubhafte Emotionen. Schön zusammengestellt, fließend, einleuchtend.
Wer mich kennt – ach nee, kennt mich ja keiner – also, für meinen Geschmack war es manchmal etwas zu abrupt geschnitten, und die multi-split-screen, sechs Monitore gleichzeitig, machten mir Schwierigkeiten bei der Konzentration auf die einzelnen Handlungsabläufe. Und dann war da auch viel Symbolismus, viel, viel Symbolismus. Nicht genug, dass es schrecklich gestört hätte, aber genug, um aufzufallen.
Irgendwas ist ja immer.
Besonders gut haben mir Sophie Rois und Devid Striesow gefallen. Die haben es da, wo es hätte dünn oder peinlich werden können, souverän nach Hause gefahren. Eine Freude, den beiden bei der Arbeit zuzusehen. Sebastian Schipper passte gut ins Dreier-Team. Und im Vorspann stand, dass Tom Tykwer das Buch geschrieben hat, soweit ich weiß, sein erstes Drehbuch. Ist gut geworden.
Geht hin, schaut euch „Drei“ an. Es lohnt sich.