Montag, 28. Februar 2011

OSCARS KEHRAUS

Gut, das Wichtigste, die Party, ist nun auch vorbei, und wie mein Freund Tom („in da bizzness“) versprach „just normal folks“. In seinen Kreisen ist eine Promi-After-Show-Party kein Spaß. Da ploppen die Gewinnerinnen und Gewinner kurz rein, lassen sich feiern, und ab durch die Mitte. Richtige Party Stimmung soll es da selten geben.
Jetzt mal schnelles playback zum Event. In den kurzen Pausen lots of milling about. Saalordner übernehmen die Aufsicht, quasi betreutes Umherwandern.
Die Bühnenshow - wobei ich das Wort Show nur zögerlich benutze – war total straight. Kaum glitz and glam, keine Tanzmäuse, null Gedöns. Für Opulenz will der Oscar-Veranstalter wohl nicht mehr blechen.
Ob ich das nächste Jahr da noch mal hin will, ist auch noch nicht sicher. Es ist, wie bei allen Großveranstaltungen: Präsentatoren, die Präsentatoren ankündigen, die lustige Laudatien für die Nominierten vom Teleprompter ablesen. Oft sogar fehlerfrei. Und ich seh das aus Entfernungen, die für das menschliche (meins) Auge nicht gemacht sind. Und ich glaub, diese Dame saß vor mir. Erkenne die Frisur.






Zwei Stars, einer davon nominiert, (James Franco und Anne Hathaway) die Moderation machen zu lassen war jetzt nicht so der burner. Da wär mir ein Billy Crystal oder Ricky Gervais schon lieber gewesen. Aber mich fragt ja keiner.





Fotos waren schwierig zu machen. Meistens musste ich auf eine günstige Einstellung auf der big screen warten und aufpassen, dass ich kein Flimmern und Flattern kriegte. Darum hält sich das Angebot hier auch in Grenzen.
Den alten Kirk Douglas haben sie quasi auf die Bühne getragen. Na gut, er stand selbst, mit Stock, war sehr schlecht zu verstehen, aber die Herzen flogen ihm zu. Standing ovations, natch. Gefahr, dass er mit Joopi verwechselt wird, besteht jedenfalls nicht.





Was die Gewinner angeht, hab ich ja gestern so schnell es ging getwittert, und heut stehts in allen Gazetten.
Wie Bolle hab ich mich gefreut, dass die großartige Susanne Bier einen Oscar bekommen hat.





Der Film „In a better world“ kommt in Deutschland erst im März in die Kinos. Vorfreude!
Beste männliche Nebenrolle an Christian Bale war ja zu erwarten. Mein Tränchen für Geoffrey Rush zerdrückte ich in aller Stille.





Herr Bale hat mittlerweile Ganzgesichtsbehaarung gezüchtet, und irgendwie gaukelt meine Fantasie mir Lady Chatterley’s Wildhüter vor. Kopfkino NOW.
Frau Kidman sieht blendend aus. Frisch poliert. Blendend eben. In ihre eigene Schönheit versunken überragt sie ihren Gattenzwerg, Keith Urban. Gute Wahl, sie musste sich gar nicht umgewöhnen. Oscar hat sie nicht bekommen, aber dafür ein Baby. Anstelle eines Bildes von Frau Kidman mal ein Leckerchen:





Randy Newman, für den ich seit Jahrzehnten schwärme, und dessen „It’s a Jungle out there“ immer jeden „Monk“ einleitet, spielte sein „We belong together“ aus „Toy Story“ und gewinnt. Ich kann mir nicht helfen, aber er wird Hans Meiser (in seinen besseren Jahren) immer ähnlicher. No hard feelings, Randy.



Auf Billy Crystal hab ich mich gefreut.
Oh, Billy, had a bad hair day? Hat aber seine Lustizität nicht beeinflusst.
Der kann in zwei Minuten sechsmal mehr Pointen setzen, als vier andere in acht Stunden. So, jetzt rechnet das mal aus. Cheerio, Billy.



Danach sang dann die fleischgewordene Strafe des Universums: Celine Dion mit der Schockfrost-Stimme.

Eli Wallach, inzwischen auch 96, ein Jahr älter als Kirk Douglas, wackelt mit Kevin Brownlow und Francis Ford Coppola auf die Bühne. Livetime Achievement. Wurde bei einem separaten Event verliehen.





Und dann noch dies: Die Abschlussrede aus „The King’s Speech“, die Kriegserklärung, untermalte die Vorstellung aller Ausschnitte der für „Best Motion Picture“ nominierten Filme. Gutes Omen.
Until next year, Oscars, same time, same station.

Sonntag, 27. Februar 2011

Auf die Plätze...

Heut Nachmittag 5PM geht’s los. Also die Übertragung der Oscar-Verleihung. Vorher gibt’s ja noch das „red carpet“ spectacle, das ich nicht erleben werden darf, weil, so spricht Tom, mein Gastgeber („in da bizzness“), weil wir früher und vor allem unauffällig durch die kalte Küche reinbugsiert werden. Also Dienstboteneingang. All diese rasend spannenden Interviews: „Who are you wearing?“ – „Gucci, Pucci, Bertolucci...“ werde ich nicht mitkriegen. Aber da ich die modischen Linien dieser Herrschaften ohnehin nie erkenne, isses eh wurscht. Aber vielleicht kommt mal einer von denen nakkich, und ich bin nicht dabei?!?
Tom (wenngleich im business, kein hoher Würdenträger) und ich (BH-Träger) werden – wie üblich – in der hintersten Ecke sitzen, zusammen mit all den anderen Nobodies and Nincompoops, zwar im business, die aber im von Herrn Brecht besungenen Schatten stehn.
„Dabei ist alles“, seit einiger Zeit die Parole aller, die wissen, dass sie nix zu melden haben, eigne ich mir für diesen Event an.
Dabei. Dabei. Dabei.
Das Ladekabel fürs iPhone darf ich nicht mitnehmen, sende also jetzt schon stille aber innige Stoßgebete an den Gott der iPhone-Accus: lass es heute bitte sechs Stunden Saft spenden. Dieses eine Mal. Ich will auch nie wieder hässliche Sachen über die Rechtschreibhilfe des iPhone sagen.
Jetzt mal zu meinen früheren Einlassungen zum Thema Gewinner: ich nehm da ziemlich viel zurück. Wenn’s nach mir ginge, würd „King’s Speech“ alle Oscars kriegen, für die er nominiert ist. Vielleicht bis auf Bonham-Carter (Nebenrolle), da säh ich lieber Melissa Leo (die durchgeknallte Mutter in „Fighter“).
Ansonsten: Abräumen, baby, abräumen!
„King’s Speech“ hat mich glücklich gemacht, und das kann ich nicht von vielen Filmen sagen.
Was die anderen Nominierten angeht, da bin ich weit offen. Annette Bening („The kids are all right“) wär mir lieb, aber auch Michelle Williams („Blue Valentine“), und in einer männlichen Nebenrolle Christan Bale („The Fighter“) wenn’s mit Geoffrey Rush doch nicht klappen sollte.
Der Hollywood buzz schwelgt allerdings in höchsten Tönen von „Inception“, „The Social Network“, „Black Swan“ und ein bisschen „True Grit“.
Na gut, sollte Colin Firth tatsächlich leer ausgehen, als Trostpreis nähm ich schon gern Jeff Bridges. For old times’ sake.
Immerhin noch vier Stunden, aber trotzdem muss ich gleich mal mit dem Aufrüsten anfangen. Kleines Schwarzes, diesmal mit Pailletten, kein Akt, aber Haar und Make-up... da hätt ich auch zu gern mal so ne Make-up Person! Tom bürstet sich das Haar, rasiert sich, tränkt den Körper mit Duftwassern und zieht nen feschen Anzug an. Hach! Männer!
Bis denne, also. Auf Twitter so aktuell wie möglich. Im Blog frühesten morgen Abend. Eure Zeit.
Bis denne. Toodeloo.

Donnerstag, 17. Februar 2011

The King's Speech - reloaded

Heute läuft der Film in den deutschen Kinos an.
Es gibt keinen Sex, keine Romanze, kein Rock 'n Roll. Drugs schonmal gar nicht.
Und trotzdem - vielleicht gerade deshalb - ein schöner, sehenswerter Film.

Kann man einen Film, der von 1925 bis 1937 spielt, schon einen Kostümfilm nenne? Ganz bestimmt, wenn als Kulisse die königlichen Wohnsitze der britischen Royals im Spiel sind. Und eigentlich bin ich nicht so scharf auf Kostümfilme. Oder Historienschinken. Aber der hier ist ganz anders.
Es geht um den späteren König George VI, ehemals Albert „Bertie“ (Colin Firth), der zweitgeborene Sohn von George V, der 1936 starb.
Eigentlich sollte Edward die Regentschaft übernehmen, aber da stand Wallis Simpson, eine geschiedene Amerikanerin, im Weg.
Bertie also, war glücklich verheiratet mit Elizabeth (Helena Bonham Carter) und hatte zwei Töchter, Margaret und Elizabeth (die amtierende Königin von England). Und Bertie war ein Stotterer. Es war die Zeit, als das Radio anfing, eine große Rolle im Leben der Menschen zu spielen. Das Königshaus nutzte die neue Technik für Ansprachen ans Volk. Für einen Stotterer ein Desaster. Herkömmliche Maßnahmen, wie Demosthenes bei Sprechübungen Murmeln in den Mund zu packen, erweisen sich als nutzlos. Berties Frau findet einen gescheiterten australischen Schauspieler, Lionel Logue (Geoffrey Rush), der in England Sprachtherapie praktiziert. Bertie wird Patient/Schüler von Mr. Logue, dem Logopäden. Logue ist unzeremoniell und direkt, ihm ist es wurscht, wer sein Kunde ist. Er arbeitet nicht außer Haus und besteht darauf, dass Bertie zu ihm Haus kommt. Als er ihm dann noch vorschlägt, sich bei ihren Vornamen zu nennen, verschlägt es Bertie die ohnehin wackelige Sprache. Auch wenn es lange so aussieht, als sei Bertie ein hoffnungsloser Fall, lässt Lionel Logue nicht locker. Der unkonventionelle Lionel und der zurückhaltende Bertie, gefangen in seinem royalen Korsett, lernen sich zu akzeptieren und erfolgreich miteinander zu arbeiten.
Ein Höhepunkt in der Historie und ein persönlicher Erfolg für Bertie (und Logue auch) ist seine Rundfunkansprache an seine Untertanen, als er Hitler den Krieg erklärt.
Diese Rede, so dramatisch der Inhalt, langsam, leicht stockend vorgetragen, haben mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Meine absoluter Favorit für den Oscar für eine männliche Hauptrolle: Colin Firth. Für die männliche Nebenrolle: Geoffrey Rush.
Please, dear „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, pretty please!