Samstag, 28. Dezember 2013

'Schweisauned - Mein Jahresrückblick auf die Kölner Verkehrsbetriebe - KVB

Was dem Einen sein ’schland ist mein ’schweisauned. Denn ich weiß auch nicht mehr, was ich von all dem halten soll. All dem Hype, all dem Krach, all den versuppenden Menschenmassen, die sich unentwegt von hier nach dort transportieren lassen wollen. Mit der KVB. Es gibt ja nix Anderes. Das ist mein Thema heute, die U- und Straßenbahnen der KVB, und manchmal die Busse. Wobei die U-Bahnen ja teilweise auch oberirdisch, also auf der Straße fahren. Eine Zwitterexistenz. Zum Beispiel die Ansagen der KVB, die in den U-Bahnhöfen immer dann kommen, wenn grad ein vier-wagiger Zug reindonnert. Man versteht bei dem Krach dann nicht, was man vier Halten später plötzlich und natürlich unerwartet, weil unverstanden, am eigenen Leibe erlebt. Der Zug kann nicht weiterfahren wegen a) Baustelle b) Verkehrsunfall c) spielende Kinder auf den Schienen d) irgendwas mit „leider nicht“ und „tschulljense bidde“. Die Umsteigemöglichkeiten „befinden sich vier Straßen weiter, Bus 134 und 153“, die aber nirgends hinfahren wo ich hinmöchte. Diese Ansage versteht man auch nur, weil die Bahn grad stillsteht. In solchen Situationen stürmt der leidgeprüfte und stinksaure aber immer noch willige Fahrgast gern zu den Türen, die sich aber trotz mehrfachen Hämmerns gegen den beleuchteten Türöffnerknopf nicht öffnen. Die Menschensuppe brodelt. Etwa 179 panische, nicht nur übelriechende, sondern auch schrill telefonierende Beförderungswillige drängeln im Ein/Ausstiegbereich – die Kakofonie und Duftvielfalt ist überwältigend und wird bis in der hintersten Ecke des Wagens wahrgenommen. Ich bleibe erst mal mit meinem Rucksäckchen auf dem Buckel ergeben auf der Bank hocken und warte die Entwicklung ab. Dabei rieselt mir allerdings schon der Angstschweiß den Rücken runter, und auch meine Duftnote ist nicht mehr zumutbar. Schon für mich selbst nicht. Meine Gedanken schweifen sehnsuchtsvoll zu meinem Badezimmer, wo Wanne und Dusche, Seife und Shampoo vereinsamen. Ich zieh meinen eBook-Reader aus dem Rucksack und lese. Meine Notverpflegung, ein Döschen TicTac, werde ich erst in ärgster Not anbrechen. Nur die Ruhe bewahren – alles wird gut – Krishna hat einen Plan. Die KVB auch, hoffe ich. Jetzt überspringe ich die gefühlte zweistündige Wartezeit, irgendwann schleicht die Bahn rückwärts zur nächsten Weiche - wendet sozusagen - und wir werden da wieder ausgeladen, wo wir eingestiegen sind. Inzwischen ist mein Termin lange vorbei, und mein Terminator nimmt mir nicht ab, dass ich in der KVB gefangen saß. Gut, das passiert nicht täglich, aber wöchentlich in Variationen. Vielleicht sollte ich der KVB auch mal dankbar sein, versucht sie doch auch, meine sportlichen Bemühungen zu fördern. Besonders, wenn ein Zug oberirdisch hält, und wie dann der Fahrer zuschaut, wie ich mich die vier Stufen hochquäle und hechelnd an der Tür ankomme, den grün leuchtenden Knopf mehrfach betätige, um dann langsam vorzufahren. 15 Meter zum roten KVB-Ämpelchen. Steht dort 30 Sekunden und fährt weiter. Ich hätte nur fünf Sekunden zum Einsteigen benötigt. Nun gut, drei mal wöchentlich dieses Training, und ich kann Kieser eigentlich kündigen. Trotzdem fahr ich gern mit der KVB - wenn sie denn fährt. Das Netz ist gut ausgebaut, man kommt - wenn sie denn fährt - auch schnell überall hin. Dass seit über einem Jahr fast alle Rolltreppen defekt und/oder gesperrt sind (und zwar grad an den Stationen, die ich am häufigsten frequentiere), und dass, falls überhaupt vorhanden, auch die Aufzüge „vorübergehend außer Funktion“ sind, nehmen mein demoliertes Knie und ich ächzend zur Kenntnis. Immerhin stehen strategisch gut verteilt große Schilder mit dem Hinweis, dass die Treppen „vorübergehend“ außer Betrieb sind (sieh an), und man bittet auch schnörkellos, aber ohne Erklärung, um das Verständnis der Fahrgäste. Die Definition von „vorübergehend“ liefert die KVB leider nicht. Ich hab den Begriff gegoogelt: „Das Wort "vorübergehend" beschreibt einen zeitlichen Abschnitt, der nicht von langer Dauer ist.“ Vermutlich würde mir nun die KVB erläutern, dass „nicht von langer Dauer“ relativ ist. Das macht mein Leben nicht einfacher. Mein Monats-Abo für die KVB habe ich nun gekündigt, bis alle Treppen und Aufzüge wieder funktionieren. Bis dahin verdient wenigstens die Taxizunft an mir.