Unterm Strich ist das ein
gut recherchiertes und sehr gut in Szene gesetztes Zeitdokument. Die Märsche
der unterdrückten schwarzen Bevölkerung von Selma nach Montgomery – tiefer
Süden. Zwei Versuche, die brutal niedergeschlagen wurden, und der dritte, der
dann unter Polizeischutz sein Ziel erreichte. Dazu mussten aber erst Martin
Luther King jr. und Präsident Johnson ein Machtwort sprechen, sonst wäre der
dritte Marsch genau so gescheitert, wie die beiden anderen davor.
Von 15.000 Schwarzen
hatten genau 130 (hundertdreißig!) das Wahlrecht. Damals, 1961, war Selma
Verwaltungssitz des Dallas County. Das gesamte County hatte 57% schwarze
Bewohner. Wegen besonders stringenter Auflagen, die man eigens für die
Schwarzen implementiert hatte, hatten also 14.870 Bürger kein Wahlrecht.
Geringverdiener und Analphabeten hatten keine Chance, sich als Wähler
anzumelden. Das Bildungssystem vernachlässigte die schwarze Bevölkerung.
Und da irgendwann die
Hutschnur mal reißt, machten immer mehr schwarze Bürger ihrem Ärger Luft. Sie
veranstalteten Demos. Das gehört zwar zum Bürgerrecht, aber in den
Zwergkönigreichen der Counties im tiefen Süden wehte der Wind von einer anderen
Seite, und zwar von einer sehr brutalen und rücksichtslosen. Da hatten Schwarze
keine Rechte und die weißen Sheriffs die Hand immer am Knüppel oder an der
Knarre und zögerten auch nie, diese Waffen – inklusive Springerstiefel -
einzusetzen. Dem Ku-Klux-Klan kam das gelegen. Sehr viel geändert hat sich da leider
eigentlich noch nichts. Heute wird der Rassismus zwar überwiegend verdeckt
ausgeübt, aber er ist immer noch sicht-, hör- und spürbar.
Der Film „Selma“ beschreibt
die damalige Situation, die menschenunwürdige Behandlung durch Polizei und
Stadtoberste, und die Märsche, bei denen es Schwerverletzte gab, detailliert
und geschichtsgetreu wie eine Doku. Ich mag ja Dokus. Das ist gut recherchiert,
gut inszeniert und sehr gut gespielt. Es ist – trotz des traurigen Themas – ein
schöner und sehenswerter Film.
David Oyelowo (schon durch
„The Butler“ bekannt geworden) spielt die Rolle des Martin Luther King jr. hautnah,
Carmen Ejogo seine Frau. Regie führte Ava Du Verney, die übrigens als erste
schwarze Regisseurin für einen Golden Globe nominiert war, ihn aber leider
nicht gewann. Die ebenfalls nominierte Musik für diesen Film von Common und
John Legend hatte mehr Glück, und der Titel „Glory“ gewann ihn.
Für einen Oscar wurde nur
der Film selbst in der Kategorie „Best Picture“ nominiert. Ob da was draus
wird? Ich fürchte fast nicht.
Unterm Strich ein sehr
sehenswerter Film.
Eine Nominierung für David
Oyelowo hätte ich begrüßt, aber mich fragt ja nie einer. Man muss aber –
eingedenk der hohen Dichte wirklich guter Filme – nicht immer gleich Rassismus
seitens des Oscar-Gremiums vermuten, wenn ein rassenspezifischer Film nicht
nominiert wird. Es wurden doch immer wieder welche mit dieser Thematik
nominiert und gewannen auch (siehe „Twelve Years a Slave“). Allerdings sind
rassistische Tendenzen – wie versteckt auch immer - nicht von der Hand zu
weisen.
Es stimmt auch, dass die
stimmberechtigten Mitglieder vornehmlich alte, weiße Männer sind. Frauen sind
in den wichtigen Ämtern sehr dünn gesät, schwarze Frauen erst recht.
Muss man wirklich warten,
bis die alte Manschaft von hinnen nach dannen gegangen ist, ehe sich da mal was
ändert?
Times they are a’changing,
folks! I vote for more women, more members of color, less tight-assedness to
move up to meaningful memberships.
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