Samstag, 21. Februar 2015

"Selma"



Unterm Strich ist das ein gut recherchiertes und sehr gut in Szene gesetztes Zeitdokument. Die Märsche der unterdrückten schwarzen Bevölkerung von Selma nach Montgomery – tiefer Süden. Zwei Versuche, die brutal niedergeschlagen wurden, und der dritte, der dann unter Polizeischutz sein Ziel erreichte. Dazu mussten aber erst Martin Luther King jr. und Präsident Johnson ein Machtwort sprechen, sonst wäre der dritte Marsch genau so gescheitert, wie die beiden anderen davor.
Von 15.000 Schwarzen hatten genau 130 (hundertdreißig!) das Wahlrecht. Damals, 1961, war Selma Verwaltungssitz des Dallas County. Das gesamte County hatte 57% schwarze Bewohner. Wegen besonders stringenter Auflagen, die man eigens für die Schwarzen implementiert hatte, hatten also 14.870 Bürger kein Wahlrecht. Geringverdiener und Analphabeten hatten keine Chance, sich als Wähler anzumelden. Das Bildungssystem vernachlässigte die schwarze Bevölkerung.
Und da irgendwann die Hutschnur mal reißt, machten immer mehr schwarze Bürger ihrem Ärger Luft. Sie veranstalteten Demos. Das gehört zwar zum Bürgerrecht, aber in den Zwergkönigreichen der Counties im tiefen Süden wehte der Wind von einer anderen Seite, und zwar von einer sehr brutalen und rücksichtslosen. Da hatten Schwarze keine Rechte und die weißen Sheriffs die Hand immer am Knüppel oder an der Knarre und zögerten auch nie, diese Waffen – inklusive Springerstiefel - einzusetzen. Dem Ku-Klux-Klan kam das gelegen. Sehr viel geändert hat sich da leider eigentlich noch nichts. Heute wird der Rassismus zwar überwiegend verdeckt ausgeübt, aber er ist immer noch sicht-, hör- und spürbar.
Der Film „Selma“ beschreibt die damalige Situation, die menschenunwürdige Behandlung durch Polizei und Stadtoberste, und die Märsche, bei denen es Schwerverletzte gab, detailliert und geschichtsgetreu wie eine Doku. Ich mag ja Dokus. Das ist gut recherchiert, gut inszeniert und sehr gut gespielt. Es ist – trotz des traurigen Themas – ein schöner und sehenswerter Film.
David Oyelowo (schon durch „The Butler“ bekannt geworden) spielt die Rolle des Martin Luther King jr. hautnah, Carmen Ejogo seine Frau. Regie führte Ava Du Verney, die übrigens als erste schwarze Regisseurin für einen Golden Globe nominiert war, ihn aber leider nicht gewann. Die ebenfalls nominierte Musik für diesen Film von Common und John Legend hatte mehr Glück, und der Titel „Glory“ gewann ihn.
Für einen Oscar wurde nur der Film selbst in der Kategorie „Best Picture“ nominiert. Ob da was draus wird? Ich fürchte fast nicht.
Unterm Strich ein sehr sehenswerter Film.
Eine Nominierung für David Oyelowo hätte ich begrüßt, aber mich fragt ja nie einer. Man muss aber – eingedenk der hohen Dichte wirklich guter Filme – nicht immer gleich Rassismus seitens des Oscar-Gremiums vermuten, wenn ein rassenspezifischer Film nicht nominiert wird. Es wurden doch immer wieder welche mit dieser Thematik nominiert und gewannen auch (siehe „Twelve Years a Slave“). Allerdings sind rassistische Tendenzen – wie versteckt auch immer - nicht von der Hand zu weisen.
Es stimmt auch, dass die stimmberechtigten Mitglieder vornehmlich alte, weiße Männer sind. Frauen sind in den wichtigen Ämtern sehr dünn gesät, schwarze Frauen erst recht.
Muss man wirklich warten, bis die alte Manschaft von hinnen nach dannen gegangen ist, ehe sich da mal was ändert?
Times they are a’changing, folks! I vote for more women, more members of color, less tight-assedness to move up to meaningful memberships.

 

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