Mittwoch, 17. Juli 2013

"The Heat" (Taffe Mädels) - Aus meiner lockeren Reihe: Sommerlochkino

Gibt es eigentlich eine geheime Absprache in der Industrie, jedes Jahr ein Sammelsurium an Filmen zu produzieren, die im Sommerloch wahllos auf den Markt geschmissen werden? Wenn es ganz besonders heiß ist, flüchte ich gern mal in einen klimatisierten Kinosaal, wo es ja auch bequeme Sessel gibt, in dem ich gemütlich mein Döschen Prosecco schlürfen kann. Nachdem ich location und Uhrzeit nach meinen Wünschen koordinierte hatte, war ich in „The Heat“, Regie Paul Feig („Taffe Mädels“, ein Hoch auf den deutschen Titeldichter) gelandet. Eine Komödie. Melissa McCarthy, die ich gern mag, (bekannt als Sookie aus „Gilmore Girls“ und „Brides Maids“) spielt die ordinäre und sehr unkonventionelle Mullins, die Cop (muss ich jetzt Coppin sagen?) in Boston ist. Dazu kommt Sandra Bullock als Ashburn, Special Agent des FBI, verklemmt bis dorthinaus, aber mit hochkarätiger Ausdrucksweise, wohingegen Mullins mit gefühlten 179 Variationen von fuck, fucker und motherfucker das sprachliche Niveau entscheidend beeinflusst. Mullins droht gern mit „Ich schieß dir in die Eier“ als ultimative Bestrafung. Mit großer Überzeugungskraft, übrigens. Die Beiden werden von ihren jeweiligen Diensstellen dazu verdonnert, zusammenzuarbeiten. Ashburn wird bei Erfolg eine Beförderung in Aussicht gestellt. Man sollte jetzt nicht erwarten, dass die derbe Mullins jemals polizeiliches Prozedere beachtet, aber auch die überkorrekte Ashburn hat so ihre Momente. Die eigentliche Aufgabe der beiden ist, einen Drogenlord und seine Helferlein einzufangen, festzunehmen und zu verhören. Und nun tauchen etwa ein Dutzend mehr oder minder farbenfrohe und sprachlich ausdrucksstarke Herren auf, die sich aufgrund ihres nicht enden wollenden Vorrats an Schusswaffen und knallharten Fäusten dem Einfangen und Festnehmen und Verhören immer wieder entziehen. Aber das Team Mullins und Ashburn, beide ja keine Schluffis, groovt sich so langsam ein und kooperiert miteinander. Das führt dann zu stand-offs, die aussehen wie ein Bild im Bild im Bild des Bildes. Inzwischen lockert sich Ashburns Stock im Arsch, und als Mullins sie dann in einer Kneipe unter Alkohol setzt, kommt die wirklich lustigste Szene des Films: die beiden tanzen quasi synchron zu extrem lauten girl rap. Wo Ashburn allein agiert (ehemaliges Heimkind), sehen (und vor allem hören) wir immer wieder Mullins’ sehr zahlreiche und lautstarke Familie. Wir wissen ja alle, wie solche Filme enden: großer show down, die guten fangen die Bösen, und Mullins macht dann doch tatsächlich ihre Drohung wahr, und schießt einem Bösewicht in die Eier. Ansehen muss man sich das alles nicht. Ich bin geblieben, weils grad so schön kühl und gemütlich war. Aber wenn sich Bullock oder McCarthy Fans trotzdem trauen: nehmt vorsichtshalber ne Ladung Ohropax mit! Und ne Ladung Prosecco. Oder Schmerztabletten. Zwei von fünf Sternen auf meiner persönlichen Richterscala. **

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