Montag, 15. Juli 2013

The King's Speech

Kann man einen Film, der von 1925 bis 1937 spielt, schon einen Kostümfilm nenne? Ganz bestimmt, wenn als Kulisse die prächtigen Wohnsitze der britischen Royals im Spiel sind. Eigentlich bin ich nicht so scharf auf Kostümfilme. Oder Historienschinken. Aber der hier ist ganz anders. Es geht um den späteren König George VI, ehemals Albert „Bertie“ (Colin Firth), den zweitgeborenen Sohn von George V, der 1936 starb. Eigentlich sollte Edward die Regentschaft übernehmen, aber da stand Wallis Simpson, eine geschiedene Amerikanerin, im Weg. Wer kennt diese melodramatische Romanze nicht! Bertie hingegen war glücklich verheiratet mit Elizabeth (Helena Bonham Carter) und hatte zwei Töchter, Margaret und Elizabeth (die inzwischen immmer noch amtierende Königin von England). Und Bertie war ein Stotterer. Es war die Zeit, als das Radio anfing, eine wichtige Rolle im Leben der Menschen zu spielen. Das Königshaus nutzte die neue Technik für Ansprachen ans Volk. Für einen Stotterer ein Desaster. Herkömmliche Maßnahmen, wie Demosthenes bei Sprechübungen Murmeln in den Mund zu packen, erweisen sich als nutzlos. Berties Frau findet einen gescheiterten australischen Schauspieler, Lionel Logue (Geoffrey Rush), der in England Sprachtherapie praktiziert. Bertie wird Patient/Schüler von Mr. Logue, dem Logopäden. Logue ist unzeremoniell und direkt, ihm ist es wurscht, wer sein Kunde ist. Er arbeitet nicht außer Haus und besteht darauf, dass Bertie in sein Haus kommt. Als er ihm dann noch vorschlägt, sich bei ihren Vornamen zu nennen, verschlägt es Bertie die ohnehin wackelige Sprache. Auch wenn es lange so aussieht, als sei Bertie ein hoffnungsloser Fall, lässt Lionel Logue nicht locker. Der unkonventionelle, etwas heruntergekommene Lionel und der zurückhaltende Bertie, gefangen in seinem royalen Korsett, lernen sich zu akzeptieren und erfolgreich miteinander zu arbeiten. Ein Höhepunkt in der Historie und ein persönlicher Erfolg für Bertie (und Logue auch) ist die Rundfunkansprache an seine Untertanen, als er Hitler den Krieg erklärt. Diese Rede, so dramatisch der Inhalt, langsam, leicht stockend vorgetragen, haben mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Mein absoluter Favorit für den Oscar für eine männliche Hauptrolle: Colin Firth. Für die männliche Nebenrolle: Geoffrey Rush. Please, dear „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, pretty please! *** ...und wenigstens ein Wunsch ging in Erfüllung. ...und eigentlich sollte man sich wirklich die Originalversion ansehen. Und HÖREN!

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