Samstag, 19. März 2011

In a better world (In einer besseren Welt)

Der Film wurde dieses Jahr mit einem Oscar für den besten fremdsprachlichen Film bedacht. Eine Kategorie, die in den USA keine Sau interessiert, und deshalb vermute ich jetzt mal vorwitzig, dass die Jury einfach Susanne Bier, die Regisseurin - quasi posthum zu Lebzeiten - genommen haben, weil sie auch schon vorher sehr gute, wenn nicht sogar bessere Filme gemacht hatte.
Zu meinem Bedauern macht sie leider keine Dogme-Filme mehr. Wahrscheinlich gab es einfach zu viele Einschränkungen, die sie nicht alle befolgen wollte. Oder konnte. Ihr Film „Nach der Hochzeit“ (in dem ich mich spontan in Mads Mikkelsen verliebte), war sehr viel besser. Ein Dogme-Film. In dem wird sogar ihr Name im Vor- und Abspann erwähnt, aber das war, soweit ich mich erinnere, das einzige, was nicht den Dogme-Richtlinien entsprach. Nein, ich will jetzt hier nicht wortreich dieser Kunstrichtung nachweinen. Es war ein schönes Experiment, das Lars van Trier und Thomas Vinterberg da ins Leben gerufen hatten. 2005, zehn Jahre nach der Einführung, überließen die Initiatoren es dann den Produzenten, ob und in welchem Maße sie sich weiterhin an die Richtlinien halten wollen.
„In a better world“ (Original „Haevnen“) behandelt Biers favorisierte Themen: Schuld, Rache, Sühne, Vergebung in familiären Beziehungen. Der alleinerziehende Vater Claus zieht nach dem Krebstod seiner Frau mit seinem Sohn Christian zurück nach Dänemark. Der freundet sich schnell mit Elias an, der in der Schule gemobbt wird. Elias’ Mutter, Marianne, ist Ärztin im Krankenhaus, sein Vater, Anton, ist abwechselnd bei der Familie in Dänemark und als Arzt in Darfurs Flüchtlingslagern.
Während Christian daheim einen von Elias’ schlimmsten Peinigern zusammenschlägt, steht Anton im Behelfskrankenhaus eines Lagers in Darfur vor der Entscheidung, einen mordenden Rebellenanführer entweder zu retten oder verrecken zu lassen. Gleiches mit Gleichem vergelten oder die andere Wange hinhalten. Auge um Auge, Zahn um Zahn oder Hüter des hippokratischen Eids sein, Hüter der Moral?
Christian, voller Trauer über den Verlust seiner Mutter, und voller Wut auf seinen Vater, dem er die Schuld an ihrem Tod gibt, arbeitet seinen Frust auf seine Weise ab. Er wird zum Rächer für die, die sich nicht wehren, die ihre andere Wange hinhalten. Seinem Vater gelingt es nicht, ihm den Tod seiner Mutter so zu erklären, dass er ihn akzeptieren kann. Seine Rage bohrt sich tiefer und tiefer, frisst ihn auf. Zusammen mit Elias, den er zum Mitmachen manipuliert, heckt er einen Plan aus: die ultimative Rache, Bestrafung, das Auge um das Auge. Es geht nicht gut aus.
Der Film handelt von dysfunktionalen Familien, von fehlender emotionaler Umarmung, von unabsichtlicher Vernachlässigung. Aber auch von Vergebung und Versöhnung. Schöne Bilder vom idyllischen Dänemark und harte vom vergewaltigten Darfur. Ein bisschen Symbolik hier und da, nicht genug um mich zu stören, dafür aber die Behintergrundung mit lieblicher Glockenspielmusik. Da hab ich mir die strikte Dogme-Regel herbeigewünscht, die forderte, dass nur solche Musik im Film zu hören sein sollte, die tatsächlich in der Handlung vorkomme. Also Musik, die wirklich „mitwirkt“, von einer live Kapelle in der Bar, dem Autoradio, dem Kirchenchor. Kein Hintergrundgedudel. Meinetwegen hätten die Damen und Herren Filmemacher das ruhig weitermachen dürfen.
Aber mich fragt ja keiner.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen